Eurozonen-Inflation nähert sich Zielwert – EZB dürfte weiter lockern

Eurozonen-Inflation nähert sich Zielwert – EZB dürfte weiter lockern

Die Inflationsdaten der Eurozone für Mai liefern ein klares Signal: Die Entspannung bei den Preisen setzt sich fort. Besonders die Kerninflation, ein zentraler Faktor für die geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB), dürfte wieder näher an ihren grundlegenden Trend rücken. Technische Verzerrungen durch das späte Osterfest hatten die Zahlen im März und April beeinflusst. Nun wird deutlich, dass sich die Teuerung – insbesondere im Dienstleistungssektor – auf dem Rückzug befindet.


Rückkehr zur Normalität nach Osterverzerrungen

Für den heutigen Freitag wird die vorläufige Schätzung der Verbraucherpreise (HICP) in der Eurozone erwartet. Erste nationale Veröffentlichungen deuten darauf hin, dass die Gesamtinflation im Mai von 2,2 % auf 2,0 % im Jahresvergleich gesunken ist. Entscheidend ist jedoch die Entwicklung der Kerninflation, bei der schwankende Posten wie Energie und Lebensmittel ausgeklammert werden. Nach einem kurzfristigen Anstieg auf 2,7 % im April dürfte sie nun wieder auf etwa 2,4 % fallen. Damit würde die Kerninflation auf einen Pfad zurückkehren, der eine nachhaltige Rückkehr zum Inflationsziel der EZB bei 2 % unterstützt.


Osterdatum trübte die Aussagekraft der Märzdaten

In den Monaten März und April hatten Preisschwankungen bei urlaubsbezogenen Dienstleistungen – insbesondere Flugtickets und Pauschalreisen – die Inflationszahlen verzerrt. Diese Preissegmente reagieren stark auf Feiertage. Da Ostern 2025 ungewöhnlich spät stattfand, war der Preisvergleich mit dem Vorjahr irreführend. Im März fielen die Preisveränderungen im Jahresvergleich zu niedrig aus, im April entsprechend zu hoch. Der Mai dürfte diesen Sondereffekt bereinigen und somit ein verlässlicheres Bild der tatsächlichen Preisentwicklung liefern.


Disinflation setzt sich fort – vor allem im Dienstleistungssektor

Die aktuelle Entwicklung stärkt die Einschätzung, dass der Preisauftrieb im Dienstleistungsbereich weiter nachlässt. Dies ist für die EZB von besonderer Bedeutung, da Dienstleistungen einen großen Anteil an den Gesamtausgaben der Verbraucher ausmachen. Drei Entwicklungen sind hier hervorzuheben:

  1. Die Lohnentwicklung zeigt eine klare Entspannung. Sowohl die durchschnittliche Vergütung pro Beschäftigtem als auch die tariflich vereinbarten Löhne steigen langsamer. Damit lässt der Lohndruck nach, was mit einem abnehmenden Arbeitskräftemangel und wiederhergestellter Kaufkraft zusammenhängt.
  2. Der EZB-interne Lohnindikator signalisiert für die kommenden Quartale eine weitere Abschwächung beim Lohnwachstum.
  3. Rückmeldungen großer Unternehmen im Euroraum deuten darauf hin, dass sich die Erwartungen hinsichtlich der Lohnkosten normalisieren – und damit mit dem Ziel der Preisstabilität in Einklang stehen.

Schwache Nachfrage bremst die Preismacht der Unternehmen

Insgesamt fehlt vielen Dienstleistungsunternehmen derzeit die Marktmacht, um höhere Kosten an ihre Kunden weiterzugeben. Die Folge: Sinkende Margen. Dieser Mechanismus war explizit Teil der geldpolitischen Strategie – mit Erfolg. Denn mittlerweile zeigt sich, dass sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation stabil unter Kontrolle geraten. Hinzu kommen neue Belastungsfaktoren wie die protektionistischen Maßnahmen in den USA, die das Preisniveau zusätzlich dämpfen dürften.


Ausblick: Weitere Zinssenkung bis Herbst erwartet

Vor diesem Hintergrund wird eine weitere geldpolitische Lockerung immer wahrscheinlicher. Die EZB dürfte ihren Einlagensatz bis September auf 1,75 % senken – und damit das untere Ende ihres als „neutral“ eingestuften Zinsspiels erreichen. Die Datenlage spricht klar für diesen Schritt: Die Preisstabilität rückt näher, die Risiken für Wachstum und Inflation nehmen durch den Handelskonflikt zu, und der Lohndruck lässt spürbar nach.

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