Analyse der EZB-Zinspolitik und mögliche Beschleunigung der Zinssenkungen
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Juni den Zinssenkungszyklus mit einer Reduzierung um 25 Basispunkte eingeleitet, nachdem der Leitzins seit dem letzten September auf dem Höhepunkt von 4,00 % verharrte. Unsere Prognose sieht vor, dass die EZB die Zinsen 2024 noch zweimal senken wird, jeweils um 25 Basispunkte im September und Dezember, mit einem Endziel von 2,00-2,50 % Ende 2025 oder Anfang 2026.
Voraussetzungen für häufigere und größere Zinssenkungen
Inflation und wirtschaftliche Unsicherheiten Für schnellere Zinssenkungen muss die EZB ein Risiko der Inflationsunterschreitung des 2%-Ziels im mittelfristigen Bereich erkennen. Dieses Risiko ergibt sich aus verschiedenen Faktoren, einschließlich der Gefahr einer harten Landung der Wirtschaft und der Verankerung der Inflationserwartungen. Obwohl die Risiken einer harten Landung zugenommen haben, ist dies noch keine beschlossene Sache. Die EZB könnte besorgt sein, wenn der Arbeitsmarkt einbricht oder wenn die Fiskalpolitik stark gestrafft wird.
Arbeitsmarkt und Lohnentwicklung Es gibt Anzeichen einer Abschwächung der Arbeitsmarktdynamik, was den Lohndruck verringern könnte. Die Stellenangebote und Arbeitskräftemangel nähern sich den Niveaus vor der Pandemie, was auf eine Rebalancierung des Arbeitsmarktes hindeutet.
Fiskalpolitik Die EZB geht davon aus, dass die Fiskalpolitik 2024 straffer wird, da die Maßnahmen zur Energiepreisdämpfung auslaufen. Mit den wieder in Kraft getretenen EU-Haushaltsregeln wird auch eine Konsolidierung für 2025 erwartet. Die tatsächliche Haushaltspolitik wird jedoch erst nach der Überprüfung der Haushaltsentwürfe für 2025 im November klarer.
Inflationserwartungen Ein zentrales Risiko ist ein Anstieg der Wahrscheinlichkeit für eine mittelfristige Inflation unter 1%. Aktuelle Daten zeigen jedoch eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Inflation über 3% als für eine unter 1%.
Transitorische vs. anhaltende Inflation
Die EZB hat 2022 schnell gehandelt, da sie die Inflation falsch als vorübergehend eingeschätzt hatte. Für eine symmetrische Reaktion müsste die EZB nun annehmen, dass die Inflation doch vorübergehend ist. Dies scheint außerhalb eines Szenarios, in dem die HICP- und Lohninflation schnell fallen, unwahrscheinlich.
Abstand zum neutralen Zinssatz
Je weiter der aktuelle EZB-Zinssatz vom neutralen Zinssatz entfernt ist, desto schneller könnte die EZB die Zinsen senken, wenn sich das Inflationsrisiko nach unten verändert. Angesichts der bisherigen Zinssenkungen und der Annahme, dass der neutrale Zinssatz bei 2,00-2,50 % liegt, könnte die EZB die Zinsen schneller senken, falls sich die Risiken für die Inflation erhöhen.
Gegenproduktive Politikbeschränkung
Ein weiterer Grund für schnelle Zinssenkungen könnte eine zu restriktive aktuelle Politik sein. Bisher gibt es jedoch keine Anzeichen dafür, dass die finanziellen Bedingungen sich so verschärfen, dass sie die derzeitige restriktive Geldpolitik verstärken.
Fazit
Die aktuellen Markterwartungen sind angemessen. Die EZB könnte die Zinsen schneller senken, wenn sich die Abwärtsrisiken für die Inflation manifestieren. Die nächste Überprüfung der Bankkreditumfrage vor der EZB-Sitzung im Oktober könnte entscheidend sein, um zu bestimmen, ob die EZB die Zinsen außerhalb der prognostizierten Termine senkt. Die Datenabhängigkeit bleibt ein Schlüsselaspekt der EZB-Politik.
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