EZB senkt Leitzins erneut – Handelsspannungen zwingen zur weiteren Lockerung

EZB senkt Leitzins erneut – Handelsspannungen zwingen zur weiteren Lockerung

Die Europäische Zentralbank hat am 17. April 2025 den Einlagensatz erneut um 25 Basispunkte auf 2,25 % gesenkt. Es war die inzwischen siebte Zinssenkung in Folge – und die Signale deuten klar auf weitere Schritte in den kommenden Monaten hin. Hintergrund sind zunehmende wirtschaftliche Risiken, insbesondere durch die US-Zölle. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte in der Pressekonferenz die gestiegene Sorge über die wirtschaftliche Entwicklung. Die Inflation werde zwar weiterhin als rückläufig eingeschätzt, doch die Unsicherheit nehme zu. Die Marktreaktionen auf die Aussagen der EZB deuten darauf hin, dass der Leitzins bald unter 2 % sinken könnte.


EZB-Signal: Inflationsrisiken verlagern sich nach unten

Eine zentrale Botschaft der EZB war, dass die Risiken für die Inflation nun vor allem auf der Unterseite liegen. In der März-Sitzung war noch von ausgewogenen Risiken die Rede, mit Blick auf mögliche Preissteigerungen. Jetzt werden jedoch die erstarkte Gemeinschaftswährung, niedrigere Energiepreise und die schwächere Nachfrage als Hauptgründe für fallende Inflationsrisiken genannt. Besonders bemerkenswert: Zum ersten Mal seit Langem nannte die EZB die Risiken fallender Inflation vor den Risiken steigender Preise. Damit signalisiert sie klar, dass aus geldpolitischer Sicht ein zu starkes Nachlassen des Preisniveaus aktuell größere Sorgen bereitet.


Der Leitzins nähert sich der Neutralitätszone – doch das spielt kaum noch eine Rolle

Mit dem gestrigen Schritt liegt der Einlagensatz bei 2,25 % und damit am oberen Rand dessen, was die EZB selbst als „neutralen Zinsbereich“ (1,75–2,25 %) einstuft. Doch Präsidentin Lagarde relativierte diesen Begriff und bezeichnete ihn als wenig hilfreich in der aktuellen Lage. Stattdessen rückte sie die gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsbedingungen ins Zentrum der Aufmerksamkeit – etwa die Auswirkungen des Wechselkurses oder der Kreditvergabe. Die Rhetorik der EZB verändert sich damit grundlegend und deutet darauf hin, dass die künftigen Zinsentscheidungen noch stärker datengetrieben ausfallen werden.


Handelsspannungen und Unsicherheit dominieren den Ausblick

Die EZB sieht in der Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und Europa den Hauptgrund für die zunehmende Belastung der Konjunktur. Investitionen, Exporte und Konsum leiden spürbar unter der gestiegenen Unsicherheit. Zwar wurde auch auf die positiven Impulse aus europäischen Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben verwiesen, doch diese reichen nach Ansicht der EZB nicht aus, um die konjunkturellen Risiken auszugleichen. In dieser Gemengelage hält die Notenbank weitere Zinssenkungen für notwendig.


Nächster Schritt im Juni – mit wachsender Wahrscheinlichkeit weiterer Lockerungen

Lagardes Äußerungen während der Pressekonferenz deuten darauf hin, dass die nächste Zinssenkung im Juni fast schon ausgemachte Sache ist. Die EZB sieht den Einlagensatz langfristig bei etwa 1,75 % – möglicherweise schon im Herbst dieses Jahres. Inzwischen scheint aber auch ein noch tieferer Leitzins nicht ausgeschlossen. Die Markterwartungen passen sich dieser neuen Einschätzung bereits an.


Ruf nach politischer Unterstützung außerhalb der Geldpolitik

Zum Abschluss richtete Lagarde einen deutlichen Appell an die politischen Institutionen der EU. Die Geldpolitik allein könne die Herausforderungen nicht bewältigen. Erforderlich seien strukturpolitische Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität in der Eurozone. Die EZB habe geliefert – nun müssten andere nachziehen. Ihre Worte unterstrichen die Dringlichkeit gemeinsamer fiskalischer und wirtschaftspolitischer Antworten auf das sich eintrübende Umfeld.


Eine EZB im Krisenmodus

Die gestrige Sitzung zeigt: Die EZB reagiert entschlossen auf die Risiken, die durch geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Abschwächung entstehen. Die Botschaft ist klar: Der geldpolitische Kurs bleibt expansiv – und das vermutlich noch länger, als bisher angenommen. Für die Märkte ist das ein deutliches Signal, sich auf anhaltend niedrige Zinsen einzustellen.

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