Das Ziel der EZB: Die EZB verfolgt das Ziel, die Inflation zu bekämpfen, ohne dabei die Konjunktur allzu stark zu bremsen. Dies versucht sie zu erreichen, indem sie die Zinsen nicht zu aggressiv erhöht, sie jedoch für einen längeren Zeitraum auf diesem Niveau hält. Dieser Ansatz wird als „lower high for longer“ bezeichnet. Allerdings birgt er das Risiko, dass die Inflation auf einem höheren Niveau verharrt, was der EZB keinen Spielraum für nennenswerte Zinssenkungen lässt und die Wirtschaft mit angezogener Handbremse fahren muss.
Die Strategie der Federal Reserve: Im Gegensatz zur EZB verfolgt die Federal Reserve ein sogenanntes „doppeltes Mandat“. Neben der Preisstabilität soll die Fed auch für Vollbeschäftigung sorgen. Die Fed hat aus der Vergangenheit gelernt und möchte den sogenannten Volcker-Schock vermeiden. In den 1970er-Jahren hatten Zinserhöhungen der Fed nicht ausgereicht, um die Inflation dauerhaft zu senken. Später musste die Fed die Zinsen drastisch erhöhen, was die Wirtschaft in eine tiefe Rezession drückte. Daher geht die Fed nun entschiedener gegen die Inflation vor, selbst wenn dies vorübergehend die Konjunktur und Beschäftigung beeinträchtigen kann.
Die Gemeinsamkeit in beiden Strategien: Beide Notenbanken versuchen, die Inflation durch Dämpfung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu bekämpfen. Dies geschieht durch Zinserhöhungen, um die Preisanstiege zu verlangsamen. Allerdings unterscheiden sie sich in der Aggressivität ihres Vorgehens. Die Federal Reserve erhöht die Zinsen schneller und ist bereit, die Wirtschaft in eine Rezession zu drücken, wenn dies notwendig ist. Die EZB verfolgt einen sanfteren Ansatz, um die Konjunktur weniger zu bremsen, hält jedoch die Zinsen für einen längeren Zeitraum auf diesem Niveau.
Der entscheidende Unterschied: Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Strategien liegt in den Signalen, die die beiden Notenbanken senden. Erwartungen spielen eine entscheidende Rolle in volkswirtschaftlichen Prozessen. Ein entschlossenes Handeln der Notenbank führt dazu, dass Unternehmen, Haushalte und Institutionen ihre Erwartungen entsprechend anpassen. In den USA scheint die Geldpolitik Wirkung auf die Inflationserwartungen zu haben. In Europa hingegen haben die bisherigen Zinserhöhungen der EZB die Inflationserwartungen an den Märkten kaum beeinflusst.
Das Beispiel Kanada: Kanada bietet ein mahnendes Beispiel. Obwohl die Bank of Canada die Zinsen erhöht hat, bleibt die Inflation hartnäckig und pendelt um 4%. Dies zeigt, dass die Risiken einer zu laxe Geldpolitik und das Unterschätzen der Inflationshartnäckigkeit hoch sind.
IWF empfiehlt entschlosseneres Handeln: Der Internationale Währungsfonds (IWF) empfiehlt in einer Studie eine Geldpolitik, die über das Ziel hinausschießt. Hohe Zinsen würden vorübergehend den Konjunktureinbruch verschärfen, aber es ermöglichen, die Zinsen später wieder deutlich zu senken, um der Wirtschaft Raum für eine starke Erholung zu geben.
Fazit: Die derzeitige geldpolitische Strategie der EZB könnte dazu führen, dass die Inflation auf einem höheren Niveau verbleibt. Dies erhöht die Gefahr, dass die EZB keine nennenswerten Zinssenkungen vornehmen kann und die Inflation dauerhaft über dem Zielwert von 2% liegt. Angesichts struktureller Faktoren und Veränderungen in der Wirtschaft, die Inflationsdruck erzeugen, wird die (unterliegende) Inflation auf Dauer hoch bleiben.
— Haftungsausschluss —
Bitte beachte, dass die Informationen auf dieser Website nur zu Informationszwecken dienen und nicht als Anlageberatung betrachtet werden sollten. Wir sind keine lizenzierten Anlageberater, und die auf dieser Website vereffentlichten Informationen stellen keine finanzielle, rechtliche oder steuerliche Beratung dar.
Alle Informationen, Analysen, Meinungen, Kommentare und Empfehlungen auf dieser Website spiegeln unsere personlichen Ansichten wider und sollten nicht als Ratschlag fur deine Handelsentscheidungen betrachtet werden. Du bist allein verantwortlich kir deine Anlageentscheidungen und solltest dich vor jeder Anlageentscheidung mit einem qualifizierten Finanzberater in Verbindung setzen.
Der Handel mit Aktien und anderen Finanzinstrumenten birgt Risiken, und du solltest deine Risikobereitschaft sorgfaltig abwagen, bevor du eine Anlage tatigst. Die vergangene Performance von Wertpapieren garantiert keine zukUnftigen Ergebnisse.