Italiens Sommerferien als europäische Wachstumsbremse

Italiens Sommerferien als europäische Wachstumsbremse

Der längste Sommer Europas beginnt

In Italien hat am Freitag die schulfreie Zeit begonnen. Rund sieben Millionen Kinder und Jugendliche kehren erst Mitte September wieder in die Klassenzimmer zurück – eine Pause von über drei Monaten. Während Sommerferien als Zeit der Erholung gelten, bringen solch lange Unterbrechungen handfeste ökonomische Nachteile mit sich. Sie beeinträchtigen den Wissensstand von Schülern, verschärfen soziale Ungleichheiten und erschweren die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, insbesondere für Frauen.


Europäischer Vergleich zeigt Italiens Sonderrolle

Daten der Bildungsplattform Eurydice zeigen: Kein anderes Land in Europa gönnt sich im Schuljahr 2024/2025 längere Sommerferien. Italienische Schulen bleiben bis zu 99 Tage geschlossen – eine Woche mehr als in Portugal. In Deutschland beträgt die Sommerpause 46 Tage, in Frankreich 56 und in Spanien 84 Tage. Diese Unterschiede lassen sich teilweise mit klimatischen Bedingungen erklären: Im heißen Süden Europas verfügen viele Schulen über keine ausreichenden Kühlsysteme. Die Ferienzeit fällt zudem mit der touristischen Hochsaison zusammen.

Aber letztlich ist der Schulkalender eine politische Entscheidung. Frankreich zeigt, dass es auch anders geht: Trotz insgesamt ähnlicher Ferientage werden diese über das Jahr verteilt – mit kürzeren Sommerpausen und mehr Zwischenferien. Italien dagegen hält an einer überlangen Sommerpause fest, die aus einer landwirtschaftlich geprägten Vergangenheit stammt, heute aber nicht mehr zeitgemäß ist.


Drei zentrale Probleme durch lange Sommerferien

Die Forschung zeigt klar, dass überlange Sommerferien langfristig negative wirtschaftliche Effekte haben:

  1. Wissensverlust bei Schülern: Studien aus den USA belegen, dass Schülerinnen und Schüler während langer Ferien bis zu 30 % des Erlernten verlieren – insbesondere in Mathematik. In Italien, wo die PISA-Ergebnisse bereits unter dem OECD-Durchschnitt liegen, ist dies besonders problematisch.
  2. Vereinbarkeit von Familie und Beruf: In einem Land mit geringer weiblicher Erwerbsbeteiligung stellen fast 100 schulfreie Tage im Sommer eine große Herausforderung dar. Eltern – oft Mütter – müssen diese Zeit überbrücken, ohne dass es flächendeckende, staatlich geförderte Alternativen gibt.
  3. Zunehmende Bildungsungleichheit: Kinder aus einkommensstärkeren Familien profitieren in der Ferienzeit von privaten Lernangeboten, Sprachreisen oder kulturellen Aktivitäten. Kinder aus bildungsferneren Haushalten dagegen verlieren weiter den Anschluss – ein Mechanismus, der soziale Ungleichheit zementiert.

Zwei Reformpfade für ein moderneres Schuljahr

Italien könnte seinen Schulkalender auf zwei Wegen anpassen:

  • Ferien entzerren: Anstatt die Erholungszeit auf drei Monate zu konzentrieren, könnten kürzere, regelmäßigere Pausen über das Schuljahr verteilt werden. Dies reduziert die Wissensverluste und entlastet Familien.
  • Ferien verkürzen: Eine Beschränkung auf Juli und August wäre ein pragmatischer Schritt. Diese zusätzliche Unterrichtszeit ließe sich nutzen, um gezielte Förderung anzubieten, die PISA-Leistungen zu verbessern oder neue Lernmethoden zu erproben.

Beide Varianten würden zusätzliche öffentliche Mittel erfordern – etwa für Personal, Infrastruktur oder Betreuungsangebote. Doch angesichts eines Staatshaushalts, der stark auf ältere Generationen ausgerichtet ist, gibt es finanzpolitischen Spielraum. Ein besser austarierter Schulkalender wäre nicht nur familienfreundlicher, sondern auch ein strategischer Beitrag zur Verbesserung von Humankapital und Wachstumsperspektiven.

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