Trump-Zölle verzerren BIP-Daten – erste Folgen sichtbar

Trump-Zölle verzerren BIP-Daten – erste Folgen sichtbar

Konjunkturdaten unter dem Einfluss politischer Unsicherheit

Die heute veröffentlichten BIP-Zahlen für das erste Quartal 2025 aus den USA und der Eurozone stehen im Schatten politischer Entwicklungen. Zwar traten viele der von US-Präsident Trump angekündigten Zölle erst nach dem Quartalsende in Kraft, doch die wirtschaftliche Unsicherheit hatte bereits messbare Auswirkungen. In den USA dürfte sich das Wachstum auf nahezu Null abgeschwächt haben. In der Eurozone hingegen wird ein moderater Zuwachs erwartet – gestützt durch vorgezogene Exporte.


US-Konjunktur: Ein statistischer Einbruch mit politischer Ursache

Für die USA rechnen wir mit einem deutlichen Rückgang des vierteljährlichen Wachstums auf 0,1 % (nicht annualisiert), verglichen mit 0,6 % im Vorquartal. Zwar könnten Lageraufbau und robuste Konsumausgaben für langlebige Güter noch stabilisierend gewirkt haben – doch der Effekt dürfte nur temporär sein. Der eigentliche Belastungsfaktor: Unternehmen und Verbraucher haben Importe in Erwartung neuer Zölle massiv vorgezogen. Dieser sogenannte Front-Loading-Effekt treibt kurzfristig das Handelsdefizit und drückt auf das reale Wachstum. Gleichzeitig haben Unsicherheit, sinkendes Vertrauen und schlechtes Wetter die Binnenkonjunktur belastet.


Eurozone mit leichtem Vorteil – noch

In der Eurozone dürfte das BIP im ersten Quartal um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal gestiegen sein – ein leichter Anstieg gegenüber dem vierten Quartal 2024. Getrieben wurde das Wachstum ebenfalls durch eine Vorverlagerung von Exporten in die USA, bevor die dortigen Zölle am 2. April angekündigt wurden. Allerdings bleibt die Binnenwirtschaft schwach, und der Rückenwind durch den Außenhandel dürfte bald nachlassen. Die strukturellen Herausforderungen – hohe Unsicherheit, steigende Finanzierungskosten und rückläufige Nachfrage aus den USA – werden in den kommenden Quartalen stärker durchschlagen.


Vorverlagerte Handelsströme: Das Bild trügt

Daten des US-Handelsministeriums und von Eurostat zeigen eine starke Zunahme der US-Güterimporte von Oktober 2024 bis März 2025 um 28 %. Gleichzeitig stiegen die Exporte aus der Eurozone in die USA um fast 20 % im Vergleich zum Jahresende 2024. Ein Großteil dieses Anstiegs fand statt, bevor neue Zölle Gültigkeit erlangten. Die Handelsbilanz der USA erreichte im März ein Rekorddefizit – teilweise getrieben durch Goldimporte, die allerdings keinen direkten Einfluss auf das BIP haben.


Strukturwandel mit langfristigen Folgen

Die aktuellen BIP-Zahlen liefern erste Hinweise auf die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der neuen Zollpolitik. Während kurzfristige Effekte wie Vorratskäufe und Lageraufbau das Bild verzerren, dürften in den kommenden Quartalen die strukturellen Konsequenzen sichtbarer werden. Die US-Wirtschaft steht vor einem doppelten Angebotsschock: Höhere Importkosten durch Zölle und eine striktere Migrationspolitik verringern die Wachstumsperspektiven und erhöhen den Preisdruck. Zwar erwarten wir keine Rezession, doch die Dynamik schwächt sich klar ab.


Eurozone: Externer Druck trifft auf fragile Nachfrage

Für Europa stellt sich die Lage anders dar – aber nicht zwangsläufig besser. Der Rückgang der US-Nachfrage, die schwache Investitionsbereitschaft globaler Unternehmen und eine restriktivere Finanzierungsumgebung führen zu einem negativen Nachfrageschock. Der Aufwertung des Euro und sinkende Großhandelspreise für Energie verstärken den disinflationären Trend. Hinzu kommt: Chinesische Exporte, die durch US-Zölle aus Nordamerika verdrängt werden, könnten verstärkt nach Europa umgeleitet werden – was den Wettbewerbsdruck auf europäische Produzenten erhöht.


Ausblick: Mehr Investitionen, aber weniger Produktivität?

Zwar können höhere Verteidigungsausgaben und gezielte Investitionsprogramme – vor allem in Deutschland – ab 2026 konjunkturelle Impulse setzen. Doch die zunehmende Abschottung des Welthandels hat auch einen langfristigen Preis: Weniger Wettbewerbsdruck, eingeschränkter Zugang zu neuen Technologien und eine geringere Effizienz im Produktionsprozess dämpfen das Produktivitätswachstum. Besonders für die USA, die traditionell von einer offenen Weltwirtschaft profitiert haben, könnte dies zum strukturellen Nachteil werden.

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