US-Zölle bedrohen Wachstum in Osteuropa: Welche Länder besonders gefährdet sind

US-Zölle bedrohen Wachstum in Osteuropa: Welche Länder besonders gefährdet sind

Exportabhängigkeit macht CEE-Staaten anfällig

Die Unsicherheit über US-Zölle auf europäische Waren bleibt bestehen. Das hat direkte Folgen für die Volkswirtschaften in Mittel- und Osteuropa (CEE). Zwar erscheinen die möglichen Verluste beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) derzeit begrenzt – im Schnitt rund 2,3 % der gesamten Wertschöpfung – doch länger anhaltende Handelsstörungen und globale Risiken könnten die Lage verschärfen. Die Notenbanken in der Region sind dabei in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt, denn steigende Kreditrisiken und volatile Wechselkurse lassen wenig Spielraum für geldpolitische Maßnahmen.

Branchen mit besonderem Risiko

Die wichtigsten Exportsektoren der CEE-Staaten in Richtung USA sind nicht nur der klassische Automobilbau. Auch elektrische Ausrüstungen und Batterien spielen eine zunehmend wichtige Rolle – besonders in Ländern mit neuen Produktionskapazitäten. In Slowenien und Ungarn sind zudem Pharmaexporte von größerer Bedeutung. Die potenziellen Zölle auf diese Warengruppen könnten daher überproportionale Effekte auf die betroffenen Volkswirtschaften haben.

Wertschöpfung statt Exportquote als Indikator

Direkte Handelsdaten unterschätzen oft die tatsächliche Abhängigkeit vom US-Markt. Die Input-Output-Analyse über die Bruttowertschöpfung (GVA) zeigt, wie stark einzelne Sektoren – auch über indirekte Lieferketten – vom US-Absatz abhängen. Im Durchschnitt beträgt der Anteil der USA an der GVA der CEE-Länder 2,3 %. Das liegt unter dem Niveau Deutschlands, zeigt aber dennoch eine relevante Exponierung. Besonders auffällig sind Batteriekomponenten und Kfz-Teile, deren Bedeutung sogar über der klassischer Fahrzeuge liegt.

Auswirkungen auf Wachstum und Preise

Bleiben die 25 %-Zölle auf Autoexporte bestehen, dürfte das das BIP-Wachstum der Region 2025 und 2026 um jeweils etwa 0,3 Prozentpunkte senken. Die stärksten Korrekturen betreffen Ungarn, Rumänien, Serbien und Slowenien. Falls die derzeit ausgesetzten 20 %-Zölle auf alle EU-Exporte tatsächlich in Kraft treten, droht ab 2026 eine weitere Belastung. Gleichzeitig dämpfen niedrige Energiepreise und ein starker fiskalischer Impuls aus Deutschland die negativen Effekte etwas.

Auf der Inflationsseite überwiegen disinflationäre Tendenzen. In mehreren Ländern – darunter die Slowakei, Bulgarien und Kroatien – bleiben die Inflationsprognosen stabil. In Tschechien und Slowenien wird eine leichte Senkung erwartet. In Ungarn und Polen dürften stärkere Preisrückgänge erfolgen, bedingt durch regulatorische Eingriffe. Eine Ausnahme bildet Rumänien: Hier steigen die Preisprognosen, da steuerliche Maßnahmen nach den Wahlen die Inflation anheizen könnten.

Eingeschränkter Spielraum für Zentralbanken

Die Reaktion der Zentralbanken fällt unterschiedlich aus. Tschechien und Polen könnten ihre Zinsen weiter senken – gestützt durch stabile Fundamentaldaten. In Tschechien wird ein Leitzins von 3,25 % bis Ende 2025 erwartet, in Polen könnte es im selben Zeitraum auf 4,75 % sinken.

In Rumänien und Ungarn sieht es anders aus. Politische Unsicherheiten, Haushaltsrisiken und schwache Wachstumsdaten schränken die geldpolitischen Möglichkeiten deutlich ein. Beide Länder stehen unter verschärfter Beobachtung der Ratingagenturen. In Ungarn bleibt der Leitzins voraussichtlich bei 6,50 % stabil, mit ersten Senkungen erst im Folgejahr. In Rumänien ist allenfalls ein später Zinsschritt in diesem Jahr möglich – falls fiskalische Risiken nicht weiter steigen.

Handelsrisiken bleiben ein Unsicherheitsfaktor

Auch wenn die direkten US-Zölle kurzfristig keine dramatischen Einbrüche verursachen, zeigen die Zahlen eine klare Verwundbarkeit der CEE-Staaten. Besonders dann, wenn sich Handelskonflikte ausweiten und globale Finanzmärkte unruhig bleiben. Die Unterschiede zwischen den Ländern sind dabei erheblich – abhängig von ihrer Exportstruktur, ihren fiskalischen Spielräumen und ihrer politischen Stabilität.

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