Geldpolitik im Zeichen globaler Unsicherheit
Die kommende Woche steht ganz im Zeichen der Zentralbanken. In den USA, Großbritannien und Skandinavien werden geldpolitische Entscheidungen erwartet – unter dem Eindruck erhöhter wirtschaftlicher Unsicherheit durch die jüngsten US-Zölle. Während die Federal Reserve vorerst abwartet, dürfte die Bank of England eine Zinssenkung beschließen. Auch in Mittelosteuropa ist mit weiteren geldpolitischen Lockerungen zu rechnen.
Fed wartet ab – Zölle verschärfen das Zielkonflikt-Dilemma
Die US-Notenbank dürfte ihren Leitzins bei 4,25–4,50 % belassen. Zwar hat sich der Inflationsdruck zuletzt moderat entwickelt – der PCE-Kernindex stieg im März nur um 0,1 % zum Vormonat –, doch gleichzeitig deuten steigende Preisindizes aus der Industrie und höhere Inflationserwartungen auf zunehmende Risiken. Die jüngsten Zölle – insbesondere die 145 % auf chinesische Importe – haben kurzfristig für Finanzmarktvolatilität gesorgt, auch wenn sich die Lage zuletzt stabilisierte. Da die Auswirkungen auf Beschäftigung und Wachstum noch unklar sind, dürfte die Fed zunächst auf Sicht fahren. Eine erste Zinssenkung erwarten wir frühestens im vierten Quartal – vorausgesetzt, die Inflation bleibt unter Kontrolle und die Rezessionsrisiken nehmen nicht zu.
Bank of England vor Zinssenkung – neuer Lockerungszyklus beginnt
In Großbritannien rechnet der Markt fest mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte am 8. Mai. Angesichts schwächerer Konjunkturdaten, fallender Energiepreise und eines stärkeren Pfunds wird sich der geldpolitische Ausschuss wohl geschlossen oder nahezu geschlossen hinter diesen Schritt stellen. Die wirtschaftliche Abkühlung in Folge der US-Zölle dürfte das neue Prognoseset der BoE zusätzlich belasten. Insgesamt erwarten wir für das Jahr 2025 Zinssenkungen im Umfang von 100 Basispunkten – eine erste im Mai, weitere könnten im Jahresverlauf folgen. Risiken bestehen vor allem in einer schnelleren Lockerung, sollte sich das globale Umfeld weiter eintrüben.
Riksbank und Norges Bank bleiben vorsichtig – Märkte achten auf Signale
Die schwedische und norwegische Zentralbank dürften in der kommenden Woche ihre Leitzinsen unverändert lassen. Die Teuerung liegt weiterhin über den Zielwerten, gleichzeitig schwächt sich das Wachstum spürbar ab – ein klassischer Zielkonflikt. Für die Kronen wird vor allem der Ton der Pressekonferenzen entscheidend sein. Beide Währungen gelten aktuell als unterbewertet. Klare Hinweise auf künftige Zinsschritte könnten ihnen mittelfristig Auftrieb geben.
Zinssenkungen in Tschechien und Polen erwartet
Sowohl die Tschechische Nationalbank (CNB) als auch die Polnische Zentralbank (NBP) dürften ihre Leitzinsen kommende Woche um 25 Basispunkte senken. In Tschechien sorgt schwaches Wachstum und ein Rückgang der Energiepreise für zusätzlichen Spielraum – bis Anfang 2026 rechnen wir mit drei weiteren Zinssenkungen. In Polen erwarten wir nach der Senkung auf 5,50 % ein stärker frontgeladenes Lockerungstempo, sollte sich die Konjunktur deutlich eintrüben. Bis Jahresende sind Zinssenkungen im Umfang von insgesamt 100 Basispunkten möglich.
ISM-Index liefert Hinweise auf erste Zolleffekte
Am Montag wird der US-Dienstleistungsindex des Institute for Supply Management (ISM) veröffentlicht. Die Zahlen könnten erste reale Spuren der Zölle vom 2. April zeigen. Erwartet wird ein Rückgang auf 50,2 Punkte nach 50,8 im März. Zwar ist der Dienstleistungssektor weniger stark von Handelsbarrieren betroffen als die Industrie, doch Stimmungsumfragen aus New York, Dallas und Philadelphia deuten auf eine Eintrübung hin. Auch hier gilt: Die Märkte reagieren sensibel – vor allem, wenn sich ein stärkerer Trend abzeichnet.
Die Geldpolitik steuert in unruhiges Fahrwasser. Zwischen wachsendem Inflationsdruck, politischen Risiken und konjunktureller Unsicherheit bewegen sich die Zentralbanken mit höchster Vorsicht. Während einige bereits aktiv werden, bleibt die Fed in einer abwartenden Haltung – vorerst.
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