Politische Unsicherheiten bestimmen das globale Agenda-Setting
Auch nach dem überraschenden Zollabkommen zwischen den USA und China bleibt die Lage für Märkte angespannt. In der Eurozone dürfte die konjunkturelle Schwäche durch die anhaltende Verunsicherung weiter zunehmen, während Chinas Zentralbank mit Zinssenkungen auf die angespannte Binnenkonjunktur und die außenpolitischen Risiken reagiert. In Mittelosteuropa stehen entscheidende Wahlgänge bevor, die nicht nur die politische Richtung, sondern auch fiskalische Spielräume beeinflussen könnten.
PMIs für die Eurozone: Trübe Aussichten trotz leichtem Wirtschaftswachstum
Die am Donnerstag erwarteten Einkaufsmanagerindizes (PMIs) für Mai werden erste Hinweise darauf liefern, wie stark sich die US-Zölle bereits auf die wirtschaftliche Aktivität in der Eurozone ausgewirkt haben. Der zusammengesetzte Index dürfte laut Prognosen auf 50,0 Punkte sinken, nach 50,4 im Vormonat. Damit bleibt die Wirtschaftsaktivität zwar knapp im expansiven Bereich, doch sowohl Industrie als auch Teile des Dienstleistungssektors zeigen Anzeichen von Zurückhaltung. Der Rückgang fällt damit moderat aus, was mit Blick auf die Unternehmensgewinne bisher kaum Auswirkungen zeigt. Analystenschätzungen gehen weiterhin von einem Gewinnwachstum von rund 5 % für 2025 aus – ein Wert, der angesichts geopolitischer Risiken als stabil zu bewerten ist.
China: Geldpolitische Lockerung in Reaktion auf schwache Nachfrage
Die chinesische Zentralbank dürfte in der kommenden Woche erneut die geldpolitischen Zügel lockern. Erwartet wird eine Senkung der Leitzinsen um jeweils 10 Basispunkte: Der einjährige „Loan Prime Rate“ (LPR), wichtig für Konsum- und Unternehmenskredite, könnte auf 3,00 % sinken, während der fünfjährige LPR – entscheidend für Immobilienkredite – auf 3,50 % fallen dürfte. Bereits am 7. Mai hatte die Notenbank sowohl den einwöchigen Repo-Satz als auch den Mindestreservesatz (RRR) gesenkt. Die Kombination aus schwacher Binnennachfrage, deflationären Tendenzen und wachsendem außenpolitischen Druck durch US-Zölle macht weitere Zinsschritte im Jahresverlauf wahrscheinlich.
Rumänien: Präsidentenwahl als Richtungsentscheidung
Am Sonntag, den 18. Mai, findet in Rumänien die entscheidende zweite Runde der Präsidentschaftswahl statt. Nach dem Sieg des weit rechts stehenden George Simion im ersten Wahlgang, steht ihm nun der unabhängige Kandidat Nicușor Dan gegenüber – der derzeitige Bürgermeister von Bukarest und frühere Vorsitzende der USR. Das Wahlergebnis könnte richtungsweisend für Rumäniens Rolle in der EU sein. Auch wenn ein Wahlsieg Simions derzeit als wahrscheinlich gilt, könnte eine hohe Wahlbeteiligung das Pendel zugunsten des pro-europäischen Kandidaten Dan ausschlagen lassen. Von besonderer Bedeutung für Märkte ist die Frage, wie stabil die Regierungskoalition bleibt und ob der politische Wille für notwendige Haushaltskonsolidierungen gestärkt oder geschwächt wird. Eine Analyse der ersten Runde findet sich in unserer Ausgabe Coffee Break – Klarer Sieg für Souveränisten, aber Rumänien bleibt europäisch ausgerichtet.
Polen: Präsidentschaftswahl vor potenzieller Stichwahl
Auch Polen steht vor einer wichtigen Präsidentschaftswahl. Umfragen zufolge liegt der von der regierenden pro-europäischen Koalition unterstützte Kandidat Rafal Trzaskowski mit 30–33 % der Stimmen leicht vor Karol Nawrocki, dem Bewerber des nationalkonservativen PiS-Lagers (25–28 %). Eine Stichwahl am 1. Juni gilt daher als sehr wahrscheinlich. Sollte Trzaskowski am Ende siegen, könnten zentrale Reformprojekte der Regierung beschleunigt umgesetzt werden – ohne die Blockadegefahr durch ein Veto des Präsidenten, das die derzeitige Parlamentsmehrheit nicht überstimmen könnte. Umgekehrt würde ein Wahlsieg Nawrockis zu politischen Verwerfungen führen und den Zloty unter Druck setzen.
Fazit: Märkte bleiben in Wartestellung
Die kommende Woche steht im Zeichen anhaltender Unsicherheit. Während konjunkturelle Frühindikatoren auf eine weitere Abschwächung in Europa hindeuten, versucht China mit geldpolitischen Mitteln gegenzusteuern. Politische Weichenstellungen in Rumänien und Polen könnten das Kräfteverhältnis in der EU neu justieren – mit Konsequenzen für Haushaltspolitik und regionale Stabilität. Anleger tun gut daran, Entwicklungen in Echtzeit zu verfolgen und sich auf eine längere Phase erhöhter Volatilität einzustellen.
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