Abschwächung des deutschen Arbeitsmarktes - Zyklische Faktoren oder strukturelle Herausforderungen?

Abschwächung des deutschen Arbeitsmarktes: Zyklische Faktoren oder strukturelle Herausforderungen?

Der deutsche Arbeitsmarkt kühlt ab: Ursachen und Perspektiven

Der deutsche Arbeitsmarkt steht unter Druck: Trotz saisonbereinigter Rekordbeschäftigung, angetrieben durch Neueinstellungen im öffentlichen Sektor, stagniert das Wachstum nahezu. Die Zahl der offenen Stellen sinkt, und die Arbeitslosigkeit steigt seit rund 20 Monaten kontinuierlich an – teilweise aufgrund der Zuwanderung. Um diese Entwicklungen besser zu verstehen, werfen wir einen Blick auf die Beveridge-Kurve, die den Zusammenhang zwischen der Arbeitslosenquote und der offenen Stellen beschreibt. Dabei lässt sich erkennen, ob die Ursachen eher zyklischer oder struktureller Natur sind.

Historische Entwicklung und Effizienzgewinne am Arbeitsmarkt

Die Struktur des deutschen Arbeitsmarkts hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten maßgeblich verändert. Die Hartz-Reformen, die im Rahmen der „Agenda 2010“ eingeführt wurden, verbesserten die Effizienz des Arbeitsmarktes erheblich. Dies zeigt sich in einer Verschiebung der Beveridge-Kurve, die auf eine verbesserte Fähigkeit des Arbeitsmarktes hinweist, Arbeitslose und offene Stellen zusammenzubringen. Die Verbesserung hielt bis zur Finanzkrise an, als der Arbeitsmarkt durch konjunkturelle Engpässe belastet wurde.

Zyklische Abschwächung oder strukturelle Veränderungen?

Nach der Pandemie zeigt sich seit Mitte 2022 eine strukturelle Verschlechterung. Ein bedeutender Anteil dieser Entwicklung lässt sich auf die Registrierung von Flüchtlingen aus der Ukraine zurückführen, was die Arbeitslosenquote vorübergehend ansteigen ließ. Allerdings zeigt die aktuelle Rückkehr der Daten zur „alten“ Beveridge-Kurve, dass sich das Matching-Problem auflöst und die jüngste Bewegung auf der Kurve vor allem auf die konjunkturelle Schwäche des Arbeitsmarktes zurückzuführen ist.

Fachkräftemangel entspannt sich

Der Mangel an Fachkräften, der seit Jahren ein großes Thema war, hat sich in den letzten Monaten etwas abgeschwächt. Im zweiten Quartal 2024 meldeten nur noch etwa 34 % der Unternehmen Fachkräfteengpässe, verglichen mit 42 % im Vorjahr. Gleichzeitig zeigt eine Analyse der Kapazitätsauslastung, dass weniger Unternehmen dazu neigen, Mitarbeiter zu halten, die derzeit nicht ausgelastet sind. Die Kapazitätsauslastung in der verarbeitenden Industrie ist auf ein Dreijahrestief gefallen.

Sektorale Unterschiede in den Beschäftigungstrends

Ein genauerer Blick auf die Beschäftigungstrends in verschiedenen Sektoren zeigt, dass der Rückgang in der Zeitarbeitsbranche nicht überraschend ist, da Unternehmen in wirtschaftlichen Schwächephasen häufig als Erstes temporäre Arbeitskräfte abbauen. Im Handel sind die Arbeitsplatzverluste sowohl auf die schwache Nachfrage der Haushalte als auch auf strukturelle Veränderungen zurückzuführen. Dagegen wuchs die Beschäftigung im öffentlichen Sektor, im Gesundheitswesen und in der Pflege erheblich – ein Zeichen der Reaktion auf die Erfahrungen aus der Pandemie.

Ausblick: Wirtschaftsschwäche belastet den Arbeitsmarkt weiter

Die anhaltende wirtschaftliche Schwäche hat zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 6,0 % (national) im August geführt. Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten haben wir unsere Prognose für die Arbeitslosenquote im Jahr 2024 auf 6,0 % angehoben. Eine moderate wirtschaftliche Erholung könnte die Quote bis 2025 auf diesem Niveau halten. Positiv bleibt festzuhalten, dass die Beschäftigung, insbesondere durch Zuwanderung, leicht zunehmen dürfte.

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