Vor rund zwei Wochen hat der renommierte Ökonom Peter Bofinger in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt eine schnelle und kräftige Senkung der EZB-Leitzinsen gefordert. Seiner Meinung nach sei die Inflationsgefahr im Euroraum gebannt, und es bestehe ein erhebliches Potenzial für Zinssenkungen, da der sogenannte neutrale Zins im Durchschnitt nur bei 2% liege.
Bofingers Argumentation:
Bofinger weist darauf hin, dass die Inflationsrate im Euroraum seit Herbst 2022 rapide gesunken ist. Allerdings warnt er davor, dass ein solcher Rückgang allein nicht unbedingt das Inflationsproblem löst. Er verweist auf die Erfahrungen mit den Ölpreisschocks der siebziger Jahre. Hier war die Inflation in vielen Ländern trotz Rückgangs nicht auf das Ausgangsniveau zurückgekehrt oder sogar weiter angestiegen.
Aktuelle Preisentwicklung:
Ein Blick auf die aktuellen Verbraucherpreise zeigt, dass die Preise ohne Energie und Nahrungsmittel in den letzten drei Monaten auf Jahresrate hochgerechnet deutlich schneller gestiegen sind als mit dem EZB-Ziel von 2% vereinbar. Besonders bemerkenswert ist dabei der Anstieg bei den Dienstleistungen, deren Teuerungsrate seit fünf Monaten bei 4% stagniert. Diese Entwicklung dürfte sich aufgrund erwarteter Lohnsteigerungen im Euroraum in diesem Jahr voraussichtlich nicht so schnell ändern.
Neutraler Zins:
Bofinger argumentiert, dass die EZB ihre Zinsen nicht sofort senken sollte, sondern möglicherweise erst Anfang nächsten Jahres. Er weist dabei auf den sogenannten neutralen Zins hin, der das Gleichgewicht in der Volkswirtschaft herstellt und langfristig eine niedrige Inflationsrate ermöglicht. Allerdings liegt der neutrale Zins wahrscheinlich höher als von Bofinger veranschlagt, nämlich knapp bei 2%.
Zusammenfassung:
Insgesamt lässt sich festhalten, dass der neutrale Zins inflationsbereinigt etwa bei 3% liegt. Dies bedeutet, dass das Potenzial für Zinssenkungen möglicherweise nicht so groß ist, wie von Bofinger angenommen. Die Goldene Regel der Kapitalakkumulation deutet darauf hin, dass der Spielraum für eine Senkung des EZB-Einlagensatzes viel kleiner ist als gedacht.
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