Im Moment sind die Preise für Emissionszertifikate (EUAs) relativ stabil, jedoch könnte die Einführung von US-Zöllen auf die EU die Situation erheblich verändern. Die Möglichkeit, dass die USA Zölle auf europäische Waren erheben, ist real und könnte in den kommenden Wochen zu einer Ankündigung führen. Diese Zölle, die voraussichtlich 10% betragen könnten, wären eine Reaktion auf verschiedene Handelsstreitigkeiten, insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft, Automobilindustrie und Pharmazie. Sollten Zölle auf US-amerikanisches LNG (Flüssigerdgas) eingeführt werden, könnte dies die Gaspreise in der EU um mehr als 5 € pro MWh erhöhen, was die Energiekosten für die europäische Industrie weiter belasten würde.
Allerdings erwartet der Markt nicht, dass LNG sofort von Zöllen betroffen sein wird. Stattdessen könnte die EU versuchen, US-LNG-Käufe als Teil eines Deeskalationsplans zu erhöhen, insbesondere im Hinblick auf die Reduzierung russischen Gases. Diese Strategie würde jedoch die Gaspreise in der EU möglicherweise nur minimal beeinflussen.
Geopolitische Unsicherheiten und ihr Einfluss auf den Markt
Eine weitere Unsicherheit für den Kohlenstoffmarkt könnte in geopolitischen Entwicklungen liegen. Berichte über ein mögliches US-vermitteltes Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine deuten darauf hin, dass dies zu einer Erhöhung der russischen Gaslieferungen in die EU führen könnte. Sollte dies tatsächlich eintreten, könnte der TTF-Preis (Title Transfer Facility) fallen, was sich negativ auf den EUA-Preis auswirken würde. Jedoch sind diese Entwicklungen schwer vorherzusagen, und die Umsetzung eines Friedensplans dürfte sich über Monate hinziehen.
Witterungsbedingungen und ihre Auswirkungen auf den Markt
Die kurzfristige Volatilität auf dem Kohlenstoffmarkt wird durch schwankende Wetterprognosen weiter verstärkt. Die Erwartungen hinsichtlich der Heizgradtage (HDDs) für die kommenden zwei Wochen haben sich von kälter zu wärmer und wieder zurück zu kälter geändert, was zu einer größeren Unsicherheit führt. Diese schwankenden Bedingungen, kombiniert mit niedrigeren Windverhältnissen in Deutschland und einer geringeren Verfügbarkeit von Kontinentalhydroenergie, bieten weiterhin eine fundamentale Unterstützung für den Markt.
CBAM und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie
Die EU steht weiterhin vor der Herausforderung, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu sichern. Ein wichtiger Schritt in dieser Richtung ist die bevorstehende Einführung des CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism), das 2026 starten soll. Diese Maßnahme soll sicherstellen, dass importierte Produkte mit dem gleichen CO2-Preis belastet werden wie europäische Produkte, um den Wettbewerb zu fairen Bedingungen zu ermöglichen.
Die politische Diskussion über das CBAM ist in vollem Gange, und erste Änderungen, wie etwa eine Senkung der Schwelle für importierte Waren, sind zu erwarten. Dies könnte die Zahl der betroffenen Unternehmen um 90% reduzieren, während die CO2-Emissionen weiterhin zu 95% abgedeckt wären. Diese Anpassungen werden jedoch keine wesentlichen Auswirkungen auf den EUA-Markt haben, da die meisten Absicherungen über CBAM-Zertifikate durchgeführt werden.
Zusammenfassung und Ausblick
Die EUA-Preise sind in der aktuellen Marktumgebung relativ stabil, jedoch gibt es mehrere potenzielle Risiken, die die Entwicklung der Preise beeinflussen könnten. Insbesondere Zölle auf US-LNG und die geopolitische Unsicherheit bezüglich Russlands Gaslieferungen stellen potenzielle Herausforderungen für die europäische Industrie dar. Die kommenden Monate könnten daher weitere Volatilität auf dem Kohlenstoffmarkt mit sich bringen. In Bezug auf den CBAM wird erwartet, dass die Reformen schrittweise erfolgen und der EUA-Markt eher stabil bleibt.
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