Deutschlands Wirtschaft verliert an Schwung: Ein Rückblick auf Q2 und Q3

Deutschlands Wirtschaft verliert an Schwung: Ein Rückblick auf Q2 und Q3

Schwächeres Wirtschaftswachstum in Deutschland im Sommer

Die bisher verfügbaren Daten für das zweite und dritte Quartal zeigen, dass die wirtschaftliche Erholung in Deutschland über den Sommer an Schwung verloren hat. Die jüngsten PMI- und ifo-Daten enttäuschten und deuten auf eine schleppende Erholung der deutschen Wirtschaft hin. Die Fertigungsindustrie leidet unter schwachen inländischen Investitionen, und die Erholung der globalen Nachfrage steht vor zunehmenden Abwärtsrisiken. Auch der private Konsum bleibt angesichts des starken realen Einkommenswachstums enttäuschend.


Wachstumsprognose für 2024 gesenkt

Die jüngsten Daten und der globale Ausblick reichen nicht aus, um unsere aktuelle Wachstumsprognose für 2024 zu stützen. Wir erwarten, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal um 0,2% gegenüber dem Vorquartal gewachsen ist und dieses Wachstumstempo für den Rest des Jahres beibehalten wird. Dieses angepasste vierteljährliche Wachstumsmuster reduziert unsere jährliche BIP-Prognose für 2024 auf 0,2%, von zuvor 0,3%. Die Risiken tendieren jedoch eher in Richtung vollständiger Stagnation.


Fertigungssektor weiterhin schwach

Die Schwäche des Fertigungs-PMI fällt bei allen führenden Stimmungsindikatoren besonders auf. Nach einer Erholung im Frühjahr ist er über den Sommer wieder zurückgefallen. Die Details sind ebenfalls enttäuschend: Rückgänge bei Produktion und neuen Aufträgen werden teilweise durch eine weiterhin verbesserte Lieferzeiten kompensiert. Die Schwäche ist vollständig nachfrageseitig bedingt und zunehmend auf den Inlandsmarkt zurückzuführen, was wahrscheinlich auf schwache Investitionen zurückzuführen ist, während Exportaufträge robuster waren. Die harten Daten waren nicht beruhigender. Die Frühjahrsbelebung der Industrieproduktion erlitt im Mai einen deutlichen Rückschlag, und auch die Aufträge (ohne Großaufträge) gingen zurück.

Ein Grund für den jüngsten Stimmungseinbruch könnte die Zunahme der wirtschaftspolitischen Unsicherheit im In- und Ausland sein. Die Haushaltsverhandlungen der deutschen Regierung waren lautstark, und das angekündigte Wachstumspaket führte eher zu politischen Debatten als zu neuen Impulsen. Der Rest des Jahres sieht auf der innenpolitischen Bühne ruhiger aus, doch externe politische Risiken im Zusammenhang mit den US-Präsidentschaftswahlen werden zunehmend zur Sorge und könnten eine Erholung der deutschen Investitionen verzögern. Unabhängig von der politischen Unsicherheit scheinen die Risiken für das globale Wachstum zunehmend nach unten zu tendieren. Das Wachstum in den USA hat wahrscheinlich seinen Höhepunkt erreicht, und das chinesische Wachstum hat sich seit Jahresbeginn verlangsamt.


Konsum muss sich erst noch beweisen

Mit einer schwächelnden Fertigungsindustrie ruhten viele Wachstumserwartungen für dieses Jahr auf einem Anstieg des privaten Konsums. Die deutsche Inflationsrate sollte auf 2,2% sinken und die Kollektivlöhne in diesem Jahr um 5,7% steigen, was zu einem realen Lohnwachstum von etwa 3,5% führt. Dennoch sind die bisher verfügbaren Konsumdaten eher durchwachsen. Der Dienstleistungs-PMI signalisiert seit März eine kontinuierliche Expansion mit Werten deutlich über 50, obwohl er im Juli etwas an Schwung verloren hat. Gleichzeitig hat sich das Verbrauchervertrauen nur sehr langsam verbessert und liegt weiterhin unter dem Vorkrisenniveau. Die Kaufbereitschaft bleibt besonders schwach, was mit hohen Sparquoten übereinstimmt.

Leider können die gemischten Signale der Stimmungsindikatoren derzeit nicht durch harte Daten untermauert werden. Die Veröffentlichung der Einzelhandelsumsatzdaten wurde vom Statistischen Bundesamt bis auf Weiteres verschoben, da es Verzögerungen bei der Umsetzung einer neuen EU-Datenanforderung gibt. Dies gilt auch für preisbereinigte Umsatzdaten im Dienstleistungssektor, die typischerweise der beste Indikator für die Verbraucherausgaben sind. Mangels gegenteiliger Beweise und angesichts der starken Zuwächse bei den real verfügbaren Einkommen bleiben wir zumindest vorsichtig optimistisch, was einen Anstieg des privaten Konsums in der zweiten Jahreshälfte angeht. Doch die Beweislast liegt bei den Daten, dies in den kommenden Monaten zu zeigen.

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