Der schnelle Ausbau erneuerbarer Energien in Europa zeigt zunehmend Nebenwirkungen: In Zeiten hoher Sonnen- oder Windstromproduktion entstehen immer häufiger Stromüberschüsse, die sich in negativen Strompreisen niederschlagen. Der jüngste Fall in Frankreich verdeutlicht, wie dringend Investitionen in Energiespeicher und Netzstabilität geworden sind.
Überschüsse führen zu negativen Preisen
Am 9. Mai fiel der französische Day-Ahead-Strompreis unter null. Hintergrund war eine Kombination aus starker Solarstromproduktion und hoher Verfügbarkeit von Kernenergie, die zu einem Überangebot im Netz führte. Dieses Phänomen ist nicht neu, tritt aber mit wachsender Häufigkeit auf. Der Trend betrifft inzwischen weite Teile Europas – insbesondere in Zeiten starker Sonneneinstrahlung und geringer Nachfrage.
Seit Anfang 2023 verzeichnete Frankreich bereits vier Tage mit negativen Day-Ahead-Strompreisen. In anderen Ländern wie Deutschland oder Finnland kommt es regelmäßig zu Stunden mit negativen Preisen – selbst wenn diese nicht auf ganztägiger Basis auftreten. Ursache ist in vielen Fällen eine hohe Einspeisung bei gleichzeitig begrenzter Netzaufnahmekapazität.
Fehlende Integration der Strommärkte verschärft das Problem
Ein weiteres strukturelles Problem: Die Stromnetze Europas sind noch nicht ausreichend integriert. Wenn beispielsweise in Frankreich ein Stromüberschuss herrscht, lässt sich dieser nicht ohne Weiteres in andere Länder exportieren – etwa nach Deutschland, wo der Bedarf zur gleichen Zeit höher ist. Das führt zu deutlichen Preisunterschieden innerhalb Europas. Im Mai lag der Monatspreis für französischen Strom rund viermal unter dem deutschen Vergleichswert.
Stromspeicher als fehlendes Glied der Energiewende
Kurzfristig führen diese Preissignale zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten für Betreiber erneuerbarer Anlagen. Wer Strom einspeist, aber dafür negative Preise erhält, kann auf Dauer keine rentablen Geschäftsmodelle aufrechterhalten. Damit droht die paradoxe Situation, dass der Erfolg der Energiewende ihren weiteren Ausbau gefährdet.
Mittelfristig wird der Ausbau von Speichertechnologien zur zentralen Antwort. Batteriespeicher ermöglichen es, überschüssigen Strom zwischenzuspeichern und bei höherem Bedarf wieder einzuspeisen – und damit Preisschwankungen abzufedern. Gleichzeitig verbessert sich die Netzstabilität. Die Versorgungsausfälle wie der Blackout in Spanien am 28. April könnten so künftig verhindert werden.
Ausblick: Europa braucht gezielte Investitionen in Speicher
Im Zuge der Energiewende rücken Batteriespeicher und Netzflexibilisierung zunehmend in den Fokus europäischer Energiepolitik. Obwohl kurzfristig keine vollständige Lösung zu erwarten ist, dürfte der Speicher-Ausbau in den kommenden Jahren stark an Bedeutung gewinnen. Gerade im Sommer, wenn durch Solaranlagen besonders hohe Einspeisung erfolgt, wird diese Flexibilität entscheidend.
Die Lehre aus der aktuellen Entwicklung ist eindeutig: Die Transformation hin zu einer CO₂-armen Stromerzeugung erfordert nicht nur mehr erneuerbare Energiequellen, sondern auch eine intelligente Infrastruktur, die Strom speichern und verteilen kann. Andernfalls droht ein System, das in seinem eigenen Erfolg instabil wird.
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