EZB senkt Leitzins wie erwartet – Ausblick bleibt offen
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Einlagensatz um 25 Basispunkte auf 3,50 % gesenkt, was von den Märkten erwartet wurde. Diese Entscheidung wurde einstimmig getroffen. Die EZB hält jedoch weiterhin an ihrer flexiblen Haltung fest und gibt keine konkreten Hinweise auf den zukünftigen geldpolitischen Kurs. Insbesondere vermeidet die EZB klare Aussagen über die Geschwindigkeit und das Ausmaß weiterer Zinssenkungen.
Markt rechnet mit aggressiverem Kurs
Trotz der EZB-Entscheidung preist der Markt einen stärkeren geldpolitischen Lockerungszyklus ein, als die EZB aktuell signalisiert. Die Sorge um das Wirtschaftswachstum und die Inflation nimmt zu. Die EZB bleibt jedoch skeptisch und hält eine wirtschaftliche Erholung in der Eurozone für möglich. Erst bei deutlichen Anpassungen der Wirtschaftsprognosen könnte die EZB schnellere Zinssenkungen in Erwägung ziehen.
Oktober unwahrscheinlich, Fokus auf Dezember
Obwohl eine Zinssenkung im Oktober nicht ausgeschlossen ist, scheint eine Entscheidung im Dezember wahrscheinlicher. Bis dahin wird die EZB über mehr Informationen verfügen, einschließlich des Ausgangs der US-Wahlen und den möglichen Auswirkungen von US-Zöllen auf die Konjunkturaussichten für 2025. Analysten erwarten eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte im Dezember, gefolgt von weiteren vierteljährlichen Senkungen bis zum Erreichen eines Leitzinses von 2,00-2,50 % bis Ende 2025. Ob die Zinsen unter dieses Niveau fallen müssen, ist noch nicht klar. Allerdings könnte die EZB schneller als erwartet handeln, wenn die Wirtschaftsdaten dies rechtfertigen.
Draghi-Bericht fordert drastische Reformen
In dieser Woche wurde der lang erwartete Draghi-Bericht veröffentlicht, der 170 Vorschläge zur Steigerung der Produktivität in der EU enthält. Wichtige Bereiche sind die Schließung der Innovationslücke zu den USA, die Nutzung der Dekarbonisierung als Wachstumsquelle und die Stärkung der Verteidigungsindustrie. Der Bericht fordert jährliche Investitionen in Höhe von 800 Milliarden Euro, sowohl aus dem privaten als auch öffentlichen Sektor. Ob diese Vorschläge umgesetzt werden, hängt jedoch stark von den divergierenden Interessen der EU-Mitgliedsstaaten ab.
Arbeitsmarktdaten und Inflation: leichte Abkühlung
Diese Woche wurden weitere Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Die Vakanzrate fiel im zweiten Quartal auf 2,6 % (gegenüber 2,9 % im ersten Quartal). Insbesondere in den Bereichen Bau und Industrie (ohne verarbeitendes Gewerbe) gingen die offenen Stellen zurück, wobei der größte Rückgang in Deutschland zu verzeichnen war.
Industrielle Produktion in der Eurozone rückläufig
Die Industrieproduktion in der Eurozone ging im Juli um 0,3 % zurück, was den Markterwartungen entsprach. Allerdings deuten die Daten darauf hin, dass das zugrunde liegende Wachstum schwächer ist als erwartet, da die Produktionszahlen durch ein starkes Ergebnis aus Irland (+9,2 %) verzerrt wurden. Ohne Irland wäre die Produktion um 1,2 % gesunken. Dies deutet auf ein schwaches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal hin.
Woche voraus
In der kommenden Woche stehen endgültige Inflationszahlen aus Italien und der gesamten Eurozone an. Zudem wird der Arbeitskostenindex der Eurostat veröffentlicht, der einen weiteren Hinweis auf die Entwicklung der Löhne in Europa geben wird. Am Donnerstag wird die Entscheidung zu den endgültigen Zöllen auf chinesische Elektrofahrzeuge erwartet. Weitere Themen sind die Konsumentenstimmung in der Eurozone sowie die Einzelhandelsumsätze aus Frankreich.
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