Europas Exporte in die USA: Vorboten eines Rückgangs trotz kurzfristiger Stärke

Die Ausfuhren von Gütern aus der Eurozone in die Vereinigten Staaten sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Doch dieser Boom dürfte nur von kurzer Dauer sein. Der Grund: US-Unternehmen haben Importe vorgezogen, um sich gegen drohende Zölle abzusichern. Heute veröffentlichte Einkaufsmanagerindizes könnten erste Hinweise liefern, ob sich dieser Trend bereits umkehrt.

Vorzieheffekte verzerren das Exportbild

Seit dem Wahlsieg von US-Präsident Donald Trump im Herbst 2024 haben sich die Ausfuhren aus der Eurozone in die Vereinigten Staaten sprunghaft erhöht. Besonders im März war der Anstieg auffällig – offenbar als Reaktion auf das für Anfang April angekündigte neue Zollregime. Viele US-Unternehmen stockten ihre Lager auf, um sich mit europäischen Produkten einzudecken, bevor Zölle greifen würden.

Der Begriff „Liberation Day“ steht in diesem Zusammenhang für Trumps symbolisch aufgeladene Ankündigung am 2. April, die US-Handelspolitik radikal umzustellen. Zwar wurde ein Teil der geplanten Gegenzölle im Zuge laufender Verhandlungen für 90 Tage ausgesetzt – doch die Unsicherheit bleibt hoch. Wann genau die Importdynamik in den USA wieder abebbt, hängt maßgeblich davon ab, ob sich US-Unternehmen bereits ausreichend bevorratet haben und wie sie die Erfolgschancen der laufenden Handelsgespräche mit Europa einschätzen.

Datenlage: Irland als Ausreißer, Deutschland und Italien folgen

Ein Blick auf die Exportdaten bis März zeigt ein beispielloses Wachstum von 40 % gegenüber dem Stand vom Jahresende 2024. Besonders auffällig ist der Anstieg der Exporte aus Irland – vor allem im Bereich medizinischer und pharmazeutischer Erzeugnisse. Diese Produkte sind bislang zwar von den Zöllen ausgenommen, stehen aber auf einer Liste der US-Handelsbehörde, die eine nachträgliche Erhebung von Abgaben nicht ausschließt.

Unter den großen Volkswirtschaften verzeichneten Deutschland und Italien ebenfalls starke Zuwächse. Damit leisten beide Länder einen signifikanten Beitrag zur Exportdynamik der Eurozone – auch wenn sie mittelfristig mit einer spürbaren Korrektur rechnen müssen.

Ausblick: Korrektur mit Verzögerung erwartet

Die zentrale Frage lautet: Wann kommt der Rückschlag? Solange die Verhandlungen über US-Zölle auf europäische Waren andauern und keine klaren Ergebnisse vorliegen, dürfte die Unsicherheit anhalten – und damit auch die Bereitschaft vieler US-Unternehmen, weitere Importe zu tätigen oder auf Lagerhaltung zu setzen. Ein abrupter Einbruch der Handelszahlen ist daher kurzfristig weniger wahrscheinlich.

Mittelfristig jedoch spricht vieles dafür, dass die Exporte aus der Eurozone in die USA zurückgehen – vor allem dann, wenn das endgültige Zollniveau bekannt ist. In diesem Fall dürfte der Großteil der konjunkturellen Belastung durch die neue US-Handelspolitik in der zweiten Jahreshälfte 2025 sichtbar werden. Die heutige Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindizes für Mai könnte bereits erste Hinweise darauf liefern, ob der Exportsektor erste Bremsspuren zeigt.

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