Eurozonen-Inflation: Kurzfristige Erwartungen sinken trotz latenter Preisrisiken

Eurozonen-Inflation: Kurzfristige Erwartungen sinken trotz latenter Preisrisiken

Divergenz zwischen kurz- und langfristigen Inflationserwartungen

Die Marktteilnehmer erwarten weiterhin eine moderate Preisentwicklung in der Eurozone. Während die langfristigen Inflationserwartungen weitgehend stabil geblieben sind, haben sich die kurzfristigen deutlich abgeschwächt – trotz möglicher Risiken, die im aktuellen Umfeld nicht vollständig eingepreist scheinen. Diese Entwicklung dürfte den geldpolitischen Spielraum der Europäischen Zentralbank (EZB) zusätzlich stärken.


Inflationsdaten als Testfall vor der EZB-Sitzung

In dieser Woche werden die Verbraucherpreisdaten für Mai aus Deutschland, Frankreich und Italien veröffentlicht – und bilden den Auftakt zur offiziellen Eurozonen-Inflation am 3. Juni. Erwartet wird, dass die Jahresteuerung in Deutschland bei 2,1 % verharrt und in Frankreich stabil bei 0,8 % bleibt. Für Italien wird ein Rückgang auf 1,7 % (nach 1,9 %) erwartet. Die anstehenden Zahlen sind von besonderer Bedeutung:

  1. Die Kerninflation in der Eurozone lag im April bei 2,7 % und damit über den Erwartungen.
  2. Sie geben erste Hinweise darauf, wie sich der Handelskonflikt mit den USA auf die Preisentwicklung auswirkt.
  3. Es handelt sich um die letzten relevanten Daten vor der EZB-Ratssitzung am 5. Juni, bei der ein Zinsschritt um 25 Basispunkte erwartet wird.

Marktsignale: Kurzfristige Inflationserwartungen auf Talfahrt

Ein Blick auf die Inflationserwartungen an den Finanzmärkten – gemessen über sogenannte Inflation Swaps – offenbart eine bemerkenswerte Entwicklung: Während sich die 10-jährigen EUR-Inflationsswaps in den vergangenen Monaten stabil nahe der 2 %-Marke bewegten, ist die 2-jährige Erwartung deutlich gesunken. Nach dem von Trump ausgerufenen „Liberation Day“ im April fiel sie auf ein Zwischentief von 1,4 % – der niedrigste Stand seit Mai 2021. Zwar hat sich die 2Y-Rate seither leicht erholt, notiert jedoch weiterhin deutlich unter dem EZB-Ziel.

Die 2Y-Inflationsswaps reagieren besonders stark auf aktuelle Preistrends und kurzfristige Einflussfaktoren. Der Rückgang ist damit auch Ausdruck der zuletzt schwächeren Datenlage in Verbindung mit fallenden Energiepreisen und der Erstarkung des Euro gegenüber dem US-Dollar – allesamt Faktoren mit dämpfender Wirkung auf die Inflation.


Bewertung: Risiko zu niedriger Preiserwartungen

Zwar spiegeln die sinkenden kurzfristigen Erwartungen reale Entwicklungen wider – etwa die nachlassende Nachfrage infolge höherer US-Zölle auf europäische Exporte –, dennoch erscheint die aktuelle Bewertung übertrieben pessimistisch. Die 2Y-Swaps liegen mit rund 1,6 % deutlich unter der Zielmarke der EZB. Das ist insbesondere deshalb kritisch, weil mittelfristige Inflationsrisiken keineswegs gebannt sind:

  • Sollte die EU mit eigenen Zöllen auf US-Maßnahmen reagieren, könnten sich Produktionsketten verteuern.
  • Geopolitische Spannungen oder Preisschocks bei Rohstoffen bergen zusätzliches Aufwärtspotenzial.
  • Die strukturellen Veränderungen durch Deglobalisierung und Energiewende könnten langfristig preistreibend wirken.

Insgesamt spricht vieles dafür, dass die Märkte kurzfristige Risiken derzeit unterschätzen. Für Investoren ergibt sich daraus eine Chance: Kurzfristige inflationsindexierte Anleihen erscheinen im aktuellen Umfeld attraktiv bewertet.

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