Unerwartete Entspannung bei knappen Speichern
Trotz niedriger Speicherstände sind die Gaspreise in Europa zuletzt deutlich gefallen. Seit Mitte Februar hat sich der Preis für den richtungsweisenden niederländischen TTF-Future um rund 40 % reduziert. Dieser Preisrückgang weckt Hoffnungen auf eine Entlastung bei der Auffüllung der Speicher. Doch der Schein trügt: Politische Entscheidungen, eine trübere Wirtschaftsperspektive und spekulative Erwartungen dämpfen zwar kurzfristig die Preise, doch die grundlegenden Risiken bleiben bestehen.
Kalter Winter und knappe Vorräte als Ausgangslage
Der vergangene Winter 2024/2025 war ungewöhnlich kalt, mit deutlich höheren Heizbedarfen als in den Vorjahren. Zum Ende der Heizperiode lag der Füllstand der europäischen Gasspeicher bei nur 34 % – ganze 24 Prozentpunkte niedriger als im März des Vorjahres. Diese Knappheit hatte die Preise zunächst ansteigen lassen. Mitte Februar erreichte der 1-Monats-TTF-Future ein Hoch von 58 EUR/MWh. Angesichts der drohenden Nachfüllnotwendigkeit gingen viele Marktteilnehmer von einer anhaltenden Preisrallye aus.
Drei Hauptgründe für den plötzlichen Preisrückgang
Mehrere Faktoren führten dann jedoch zu einer überraschenden Trendwende:
- Wirtschaftliche Unsicherheit: Die von der US-Regierung ausgehenden neuen Zölle verschlechtern die weltwirtschaftlichen Aussichten, insbesondere in Asien – einer wichtigen LNG-Nachfrageregion.
- Lockerung der EU-Speicherziele: Diskussionsrunden auf EU-Ebene signalisieren, dass das bisherige Ziel einer 90 %-Befüllung bis November aufgeweicht werden könnte. Diese Aussicht gibt Käufern mehr Flexibilität und senkt den Preisdruck für Sommerbeschaffungen.
- Hoffnungen auf russisches Gas: Spekulationen über eine mögliche Waffenruhe in der Ukraine und eine Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen üben ebenfalls Druck auf die Preise aus, auch wenn diese Szenarien derzeit sehr unsicher bleiben.
In der Folge ist auch die übliche saisonale Preisdifferenz zwischen Sommer- und Winterlieferungen nahezu verschwunden, was weitere Preisanstiege vorerst unwahrscheinlicher macht.
Neue Prognosen – aber keine vollständige Entwarnung
Aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen wurde die Preisprognose für den TTF-Future angepasst: Für 2025 werden nun 40–45 EUR/MWh erwartet, für 2026 sogar nur noch 35–40 EUR/MWh. Die Aussicht auf zusätzliche LNG-Kapazitäten aus den USA und Katar verstärkt den Druck auf die Preise. Gleichzeitig dürften die gesunkenen Preise dazu beitragen, die Inflation in Europa zu dämpfen, da Gaspreise einen maßgeblichen Einfluss auf die Stromkosten haben.
Trotzdem ist Vorsicht geboten. Die Speicher müssen noch massiv aufgefüllt werden, und politische Entscheidungen oder unvorhersehbare Wetterlagen könnten die Situation rasch wieder verändern. Entsprechend wird erwartet, dass die Gaspreise zwar auf einem niedrigeren Niveau bleiben, aber nicht unbegrenzt weiter fallen.
Der Markt bleibt fragil
Die sinkenden Gaspreise nehmen kurzfristig den Druck aus dem europäischen Energiemarkt und bieten eine willkommene Atempause. Doch die strukturellen Risiken bleiben bestehen. Die Erholung könnte sich als fragil erweisen, wenn geopolitische Risiken wieder zunehmen oder extreme Wetterereignisse die Nachfrage unerwartet ansteigen lassen. Eine nachhaltige Entwarnung ist daher noch nicht angebracht.
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