Inflationssorgen überwiegen Arbeitsmarktängste
Trotz spürbar rückläufiger Inflationsraten bleibt die Teuerung für viele Bürgerinnen und Bürger in der Eurozone ein zentrales Thema. Das zeigt die jüngste April-Umfrage von Ipsos Global Advisors. Die Angst vor Arbeitslosigkeit ist dagegen auffallend gering – selbst in einem Umfeld wachsender geopolitischer Spannungen und potenzieller Handelskonflikte mit den USA. Diese Konstellation spiegelt sich auch in der Stabilität der 10-jährigen EUR-Swapsätze wider.
Sozialwahrnehmung und Marktzinsen im Einklang
Die Daten beruhen auf einem ungewichteten Durchschnitt aus sechs Ländern: Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Belgien und den Niederlanden. Dort nennen zwar weniger Bürger „Inflation“ als wichtigstes Thema als noch vor Monaten – allerdings bleibt sie weiterhin unter den drei meistgenannten Sorgen. Gleichzeitig liegen Themen wie soziale Ungleichheit und Kriminalität inzwischen gleichauf oder leicht darüber.
Bemerkenswert ist dabei die Asymmetrie: Während Inflationssorgen trotz sinkender Preissteigerungen hartnäckig bleiben, bleibt die Angst vor Arbeitslosigkeit niedrig – insbesondere in Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Belgien. Dieser Abstand zwischen Inflations- und Arbeitsmarktsorgen korreliert auffallend stark mit dem Niveau des 10-jährigen EUR-Swapsatzes, der aktuell bei rund 2,5 % liegt. Nach dieser Lesart erscheint das aktuelle Zinsniveau angemessen bewertet.
Erwartungen und Wahrnehmung klaffen auseinander
Warum bleibt die Sorge vor Inflation so präsent, obwohl die realen Inflationszahlen sinken? Eine Erklärung liegt in der öffentlichen Wahrnehmung geopolitischer Entwicklungen. Viele Menschen verbinden Handelskonflikte – etwa durch die von den USA verhängten Zölle – mit steigenden Preisen. Hinzu kommt die Erwartung höherer Staatsausgaben für Verteidigung und Infrastruktur. Diese könnten mittelfristig zu Angebotsengpässen führen und den Preisauftrieb anheizen.
Gleichzeitig sehen viele Bürger in höheren Verteidigungsausgaben auch eine wirtschaftliche Gegenkraft zur protektionistischen Handelspolitik – was die relative Gelassenheit am Arbeitsmarkt erklären könnte. Die Vorstellung: Wo staatlich investiert wird, bleibt die Beschäftigung stabil – auch wenn die Exportindustrie unter Druck gerät.
Marktausblick: leicht steigende Swap-Sätze möglich
Solange Inflationsängste in der öffentlichen Wahrnehmung die Arbeitsmarktsorgen überwiegen, dürfte sich der Abstand zwischen beiden Sorgenfeldern nur langsam verringern – oder sogar wieder leicht ausweiten. Aus Sicht der Zinsmärkte bedeutet das: Der 10-jährige EUR-Swap-Satz könnte im weiteren Jahresverlauf moderat steigen. Die Analyse der relativen Stimmungslage unter europäischen Bürgern stützt damit auch die aktuelle Prognose, wonach der EUR-Swap-Satz bis Jahresende auf rund 2,75 % ansteigen könnte.
Die Angst vor Inflation bleibt in der Eurozone tief verankert – und wirkt stärker auf das Marktumfeld als objektive Daten es vermuten lassen. Solange sich diese Wahrnehmung nicht grundlegend ändert, dürften auch die mittelfristigen Zinserwartungen entsprechend robust bleiben.
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