Israel-Iran-Konflikt belastet Ölpreise nur kurzfristig – Risiko stagflationärer Dynamiken bleibt gering

Israel-Iran-Konflikt belastet Ölpreise nur kurzfristig – Risiko stagflationärer Dynamiken bleibt gering

Geopolitische Eskalation – ein neuer Krisenherd im Nahen Osten

Die Spannungen zwischen Israel und Iran haben sich zuletzt massiv verschärft. Nach gezielten Luftangriffen Israels auf iranische Nuklearanlagen und die Tötung hochrangiger Militärkommandanten reagierte Teheran mit einer Welle von Drohnenangriffen. Ballistische Raketen wurden bislang nicht eingesetzt. Die Eskalation erfolgte kurz vor einer geplanten Verhandlungsrunde zwischen den USA unter Präsident Trump und dem Iran. Auslöser war offenbar ein nuklearer Durchbruch Irans, der nach israelischen Angaben innerhalb weniger Tage zur Produktion mehrerer Atombomben hätte führen können.

Die Interessen der beteiligten Akteure sind jedoch nicht einheitlich. Die USA und die arabischen Staaten betrachten den Iran nach dem Gaza-Krieg als geschwächten Akteur und bevorzugen eine diplomatische Lösung. Israel hingegen sieht in der aktuellen Schwäche Teherans die Chance, einen Regimewechsel herbeizuführen – und setzt auf eine militärische Lösung. Das Timing des Angriffs unterstreicht diese Absicht.


Zwei mögliche Szenarien – begrenzte Schläge oder Flächenbrand

Wie sich die Lage entwickelt, ist derzeit schwer vorherzusagen. Unterschiedliche geopolitische Interessen erschweren eine klare Prognose. Im Grundszenario bleibt der Konflikt begrenzt: Iran ist militärisch geschwächt und dürfte eine Eskalation vermeiden wollen. Israel könnte durch internationalen Druck, insbesondere seitens der USA, an einem umfassenden Angriff gehindert werden. Präsident Trump hat mehrfach betont, an einer Einigung interessiert zu sein – auch um innenpolitisch keine steigenden Energiepreise zu riskieren. In diesem Szenario könnte Israel die iranische Nuklearkapazität schwächen, ohne Teheran entscheidend zu destabilisieren.

Das Risikoszenario sieht hingegen einen regionalen Flächenbrand vor. Sollte Israel an seinem Ziel eines Regimewechsels festhalten oder Iran keinen Ausweg mehr sehen, könnten gezielte Angriffe auf Öl-Infrastruktur folgen. Besonders gefährlich wäre eine Blockade der Straße von Hormus, durch die rund 20 Millionen Barrel Öl pro Tag transportiert werden.


Ölpreisreaktion: Kurzfristige Prämie, aber keine Trendwende

Nach ersten Angriffen stieg der Brent-Preis kurzzeitig über 78 USD je Barrel, hat sich aber wieder bei rund 75 USD stabilisiert. Die Märkte preisen aktuell eine geopolitische Risikoprämie ein, reagieren jedoch nicht panisch. Grund ist das weiterhin solide Angebot am Ölmarkt: OPEC+ hat angekündigt, die Förderkürzungen schneller zurückzunehmen. Saudi-Arabien verfolgt damit strategische Ziele – unter anderem die Rückgewinnung von Marktanteilen und politische Zugeständnisse an die USA. Bereits im Juli sollen zusätzliche 411.000 Barrel pro Tag auf den Markt kommen. Im dritten Quartal wird ein Angebotsüberschuss von mindestens 400.000 Barrel pro Tag erwartet.

Im Basisszenario dürfte der Ölpreis kurzfristig in der Spanne zwischen 75 und 80 USD verbleiben. Sobald sich die Lage beruhigt, wird ein Rückgang unter 70 USD erwartet. Im Risikoszenario könnten Preise allerdings auf über 100 USD steigen – bei massiver Angebotsstörung sogar bis zu 130 USD.


Makroökonomische Auswirkungen: Kurzfristige Turbulenzen wahrscheinlich

Solange der Konflikt nicht außer Kontrolle gerät, bleibt das makroökonomische Umfeld stabil. Inflationserwartungen dürften trotz erhöhter Energiepreise nicht entgleiten. Die Zentralbanken in den USA und der Eurozone könnten ihre Zinssenkungspfad wie geplant fortsetzen. Aktienmärkte zeigen typische „Risk-off“-Bewegungen, befinden sich aber nach zuvor starken Kursgewinnen weiterhin auf solidem Niveau. Auch Staatsanleihen zeigen sich bislang weitgehend stabil. Der Dollar dürfte nur leicht reagieren.

Komplexer wird die Lage im Risikoszenario. Höhere Ölpreise könnten zu einer nachlassenden Nachfrage führen, während gleichzeitig die Inflationserwartungen steigen. Dies würde das Risiko stagflationärer Tendenzen erhöhen – und könnte geldpolitische Lockerungen verzögern oder gar umkehren.


Strategische Ausrichtung: Keine Änderung im Basisszenario

An der aktuellen Anlagestrategie ergibt sich im Grundszenario kein Anpassungsbedarf. Die konstruktive Haltung gegenüber Aktienmärkten bleibt bestehen, solange sich die makroökonomischen Fundamentaldaten nicht grundlegend verändern. Eine kurzfristige Volatilität wird als temporär eingestuft. Die Allokation nach Regionen bleibt neutral, mit einem global ausgerichteten Portfolioblick. Auf der Rentenseite überzeugt weiterhin die „Euro Quality Carry“-Strategie mit stabiler Wertentwicklung seit Jahresbeginn. Der US-Dollar bleibt unter Druck – eine moderate, schrittweise Abschwächung wird erwartet.


Fazit: Vorsicht geboten, aber keine Panik

Der Konflikt zwischen Israel und Iran birgt Risiken, aber keine unmittelbare globale Gefahr. Entscheidend bleibt, ob es bei einem begrenzten Schlagabtausch bleibt – wovon aktuell auszugehen ist – oder ob sich die Lage zu einem regionalen Großkonflikt ausweitet. Für Anleger bedeutet das: Augen auf die Geopolitik, aber Hände ruhig halten – solange keine strukturelle Trendwende erkennbar ist.

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