Unerwartete Kehrtwende in der Förderstrategie
OPEC+ hat die Märkte am Wochenende überrascht: Die Allianz beschleunigt den Abbau ihrer freiwilligen Produktionskürzungen deutlich. Ab dem zweiten Quartal 2025 werden 960.000 Barrel pro Tag zusätzlich gefördert – allein im Juni kehren über 400.000 Barrel täglich auf den Markt zurück. Damit weicht das Kartell von seiner bisherigen Linie ab, die einen schrittweisen Anstieg der Fördermengen vorsah.
Ein disziplinierender Schritt – mit politischer Dimension
Offiziell dient der Schritt dazu, überproduzierende Mitglieder wie Irak und Kasachstan zur Einhaltung der Vereinbarungen zu bewegen. Dahinter steht aber auch geopolitisches Kalkül: Besonders Saudi-Arabien, als dominierende Kraft innerhalb der OPEC+, scheint bereit, kurzfristige Verluste hinzunehmen, um die Kontrolle über den Ölmarkt zu wahren – und zugleich die politischen Beziehungen zu den USA zu stabilisieren.
US-Präsident Trump hatte zuletzt massiven Druck auf die OPEC+ ausgeübt, um die Ölpreise zu senken. Eine Marktöffnung könnte als Signal der Kooperation gewertet werden und gleichzeitig US-Investoren anziehen – ein Ziel, das zur wirtschaftlichen Transformation Saudi-Arabiens unter der „Vision 2030“ passt.
Die Zahlen zeigen: Saudi-Arabien gerät fiskalisch unter Druck
Die Rückkehr von knapp einer Million Barrel Öl pro Tag trifft auf einen ohnehin angeschlagenen Markt. Der Preis für Brent-Rohöl ist seit Jahresbeginn von über 80 auf rund 60 US-Dollar pro Barrel gefallen – der niedrigste Stand seit 2021. Damit liegt er deutlich unter dem saudischen Haushaltsbreakeven von fast 90 US-Dollar.
Saudi-Arabien bleibt trotz wirtschaftlicher Diversifizierung abhängig vom Öl: 2024 machte der Sektor noch über 60 % der Staatseinnahmen aus. Auch Länder wie Irak und Kasachstan, deren Haushalte stark auf höhere Preise angewiesen sind, geraten durch den Preisverfall in eine finanzielle Schieflage.
Perspektive: Marktanteil vor Preisstabilität
Mit seiner Entscheidung signalisiert Saudi-Arabien eine neue Priorität: Marktanteile verteidigen, auch wenn das zu Lasten des Preises geht. Diese Strategie kann jedoch nur aufgehen, wenn die Nachfrage stabil bleibt oder zunimmt. Angesichts globaler Wachstumssorgen und unsicherer Handelspolitik – insbesondere in den USA – ist genau das fraglich.
Sollte sich das globale Umfeld nicht rasch aufhellen, droht ein anhaltender Preisdruck. Unsere Prognose für den Brent-Preis 2025 liegt bei 65 bis 70 US-Dollar je Barrel – doch das Risiko liegt klar auf der Unterseite. Solange Förderdisziplin fehlt und die Nachfrage schwächelt, ist mit keiner spürbaren Erholung zu rechnen.
Fazit:
OPEC+ setzt auf Offensive statt Stabilität. Der kurzfristige Preisverfall wird in Kauf genommen, um geopolitisch zu punkten und Marktanteile zu sichern. Doch die fiskalischen Belastungen – allen voran für Saudi-Arabien – steigen. Ohne klare Impulse auf der Nachfrageseite bleibt der Ölmarkt anfällig und schwankungsintensiv.
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