US-Notenbank bleibt wahrscheinlich vorerst passiv – Inflation rückt in den Fokus

US-Notenbank bleibt wahrscheinlich vorerst passiv – Inflation rückt in den Fokus

Federal Reserve beobachtet – statt zu handeln

Die US-Notenbank wird ihre Leitzinsen voraussichtlich nicht verändern, wenn sie am 7. Mai das Ergebnis ihrer zweitägigen Sitzung bekannt gibt. Trotz politischer Unruhe und wirtschaftlicher Unsicherheit zeigt sich die US-Konjunktur bislang erstaunlich robust. Gleichzeitig hat sich der Preisdruck zuletzt wieder verschärft. In diesem Umfeld verfolgt die Fed eine abwartende Haltung – und signalisiert, dass sie erst bei klareren Daten reagieren wird.


Wirtschaftsdaten stabil – aber Unsicherheit bleibt hoch

Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank, machte Mitte April deutlich, dass die Fed derzeit „gut positioniert ist, um auf weitere Klarheit zu warten“. Diese Einschätzung beruht auf drei zentralen Punkten:

  1. Stabile Ausgangslage: Vor den neuen US-Zöllen zeigte sich die Wirtschaft in guter Verfassung. Auch danach hielten sich konjunkturelle Rückschläge in Grenzen.
  2. Politisches Umfeld unklar: Die Zukunft der Handelspolitik unter der Trump-Regierung ist extrem unsicher. Zwar wurden einige Zölle vorübergehend ausgesetzt, doch andere – insbesondere gegenüber China – sind massiv gestiegen.
  3. Mandatskonflikt droht: Zölle dürften tendenziell Inflation erzeugen und zugleich das Wachstum bremsen. Die geldpolitische Herausforderung wird sein, beide Mandatsziele – Preisstabilität und Vollbeschäftigung – unter einen Hut zu bringen.

Vor diesem Hintergrund erscheint es unwahrscheinlich, dass die Fed bereits im Juni oder Juli handelt. Erst ab September könnte ein Zinsschritt realistisch werden – vorausgesetzt, die Datenlage rechtfertigt eine Anpassung. In unserem Basisszenario (keine Rezession) erwarten wir lediglich eine Zinssenkung im vierten Quartal 2025.


Arbeitsmarkt überrascht positiv

Die neuesten Arbeitsmarktzahlen untermauern die abwartende Haltung der Fed: Im April entstanden 177.000 neue Stellen, der Dreimonatsschnitt liegt bei soliden 155.000. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 4,2 %, Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe bleiben niedrig. Zwar schwächten sich Konsum- und Unternehmensstimmung zuletzt spürbar ab, doch historisch sind solche Umfragen keine verlässlichen Vorläufer realer Konsumausgaben.

Auf der Inflationsseite zeigen sich erste Warnzeichen: Die Kernrate des PCE-Index stieg im ersten Quartal auf annualisierte 3,5 %, nach 2,6 % im Vorquartal. Auch die kurzfristigen Inflationserwartungen zogen deutlich an. Langfristige Erwartungen bleiben hingegen gut verankert.


Märkte im Spannungsfeld zwischen Fed, Trump und Tarifen

Für die Märkte steht am 7. Mai vor allem eines im Fokus: der Ton in Powells Pressekonferenz. Denn es gibt keine neuen Wirtschaftsprognosen oder „Dot Plot“-Zinserwartungen. Powell dürfte erneut betonen, dass man auf Sicht fahren werde. Doch jede Andeutung, ob im Juni eine Zinssenkung möglich sei, könnte die Märkte stark bewegen.

Trump selbst bleibt dabei ein Unsicherheitsfaktor: Kritik an der Fed oder Powell persönlich hat in der Vergangenheit für Kursturbulenzen gesorgt – und war nach öffentlichem Zurückrudern auch schon Auslöser für starke Marktbewegungen nach oben. Ähnlich könnte es auch dieses Mal laufen: Zeigt sich Powell offen für Zinssenkungen, dürfte sich der politische Druck legen. Schließt er solche aus, könnte es erneut unruhig werden.


Dollar unter Druck – EUR-USD bleibt im Fokus

Währungsmärkte preisen derzeit keine nennenswerte Unterstützung für den US-Dollar ein. Die Rhetorik Powells, abwarten zu wollen, trifft auf einen schwächelnden Greenback. Optionen-Märkte signalisieren weiterhin eine bärische Tendenz, EUR-USD tendiert stabil um 1,13. Erst ein Bruch unter 1,12 könnte einen Richtungswechsel einläuten.

Insgesamt bleibt das Währungsumfeld fragil: Zwischen Zinsausblick, Handelsgesprächen mit China und Trumps Position zur Fed könnten die kommenden Wochen entscheidend sein.


Fazit:
Die Fed kann und wird sich Zeit lassen. Die Wirtschaft ist robust genug, um vorerst auf Zinssenkungen zu verzichten. Doch je nach Verlauf der Tarifpolitik und Inflationsentwicklung könnten sich die Gewichte im Mandat verschieben. Klar ist: Ein geldpolitischer Kurswechsel wird nicht vorschnell erfolgen – und bleibt stark datengetrieben.

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