Ein riskanter Schritt im US-Haushaltsgesetz
Die US-Regierung plant im Rahmen des neuen Haushaltsgesetzes – von Präsident Trump selbst als „One Big, Beautiful Bill“ betitelt – eine weitreichende Steuerregelung, die internationale Investoren verunsichern könnte: Section 899. Dieser Passus sieht eine Quellensteuer auf Erträge von Investoren aus Ländern vor, die in den Augen der USA eine „unfaire ausländische Besteuerung“ eingeführt haben – etwa durch Digitalsteuern oder Gewinnabschöpfungsregelungen. Davon betroffen wären zahlreiche Staaten, darunter auch viele europäische Länder wie Deutschland und Italien.
Geplante Besteuerung könnte sich als Bumerang erweisen
Section 899 sieht vor, die Quellensteuer für betroffene Investoren schrittweise von 5 % auf bis zu 20 % zu erhöhen. Ziel ist es, über diese Maßnahme niedrigere Unternehmenssteuern in den USA zu finanzieren. Gleichzeitig dient die Regelung offenbar auch als Druckmittel für künftige Handelsverhandlungen. Besonders kritisch: Die Maßnahme trifft nicht nur potenzielle neue Investoren, sondern könnte bestehende Investitionen in US-Aktien und Anleihen belasten. Da viele Details zur Umsetzung noch offen sind und der US-Senat das Gesetz möglicherweise verändert oder Section 899 ganz streicht, herrscht derzeit große Unsicherheit.
Die Rolle ausländischer Investoren – Zahlen mit Signalwirkung
Wie aus Daten des US-Finanzministeriums hervorgeht, haben sich die von ausländischen Investoren gehaltenen US-Vermögenswerte seit 2015 mehr als verdoppelt. Besonders deutlich stiegen die Aktieninvestitionen – nicht zuletzt durch das starke Wirtschaftswachstum und die Attraktivität großer US-Tech-Konzerne („Magnificent Seven“). Investoren aus dem Euroraum halten heute 20 % der US-Staatsanleihen, 35 % der sonstigen Anleihen und 25 % der US-Aktien, was die enorme Bedeutung internationaler Kapitalströme für die USA unterstreicht. Ein Rückgang dieser Engagements könnte den Finanzierungsrahmen der USA gefährden, insbesondere in einem Umfeld steigender Emissionen und hoher Haushaltsdefizite.
Mögliche Auswirkungen auf Märkte und Währung
Die US-Steuerschätzer erwarten durch Section 899 zusätzliche Einnahmen von rund 116 Milliarden US-Dollar in den kommenden zehn Jahren. Doch diese Prognose ist mit Vorsicht zu genießen. Viele zentrale Fragen sind ungeklärt: Welche Länder sind konkret betroffen? Welche Vermögensklassen fallen unter die Regelung? Laut bisherigen Berichten wären Zinsen aus US-Staatsanleihen möglicherweise ausgenommen, was den Druck auf diesen Markt begrenzen könnte.
Trotzdem bleibt die Gefahr real, dass Section 899 das Vertrauen in US-Finanzmärkte beschädigt. Sollten Investoren aus regulatorischen oder politischen Gründen Mittel abziehen oder in andere Märkte umschichten, könnte dies nicht nur Aktien belasten, sondern auch langfristige Zweifel an der Rolle des US-Dollars als sicherer Hafen nähren.
Hohe Einnahmeerwartung mit politischem Risiko
Section 899 steht exemplarisch für eine zunehmend protektionistische Ausrichtung der US-Wirtschaftspolitik. Was kurzfristig wie eine kluge Maßnahme zur Einnahmesteigerung erscheint, könnte sich langfristig als strategischer Fehler erweisen. Die internationale Rolle des US-Kapitalmarkts und des Dollars basiert auf Vertrauen – genau dieses Vertrauen steht nun auf dem Spiel. Der weitere Verlauf im US-Senat bleibt entscheidend. Ein überhasteter steuerpolitischer Alleingang könnte die USA am Ende selbst teuer zu stehen kommen.
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