Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich seit den Ankündigungen neuer Zölle im April 2025 deutlich verschlechtert. Trotzdem zeigt sich der private Konsum bislang überraschend widerstandsfähig. Dieses Auseinanderdriften zwischen gefühlter und tatsächlicher Wirtschaftslage ist kein neues Phänomen – es hat sich seit einigen Jahren deutlich verstärkt. Auch wenn der Konsum in den kommenden Monaten voraussichtlich an Dynamik verlieren wird, rechnen Ökonomen nur mit einer moderaten Abschwächung.
Abkopplung von Stimmung und Verhalten:
Früher galt die Verbraucherstimmung als Frühindikator für das Konsumverhalten. Doch diese Korrelation scheint sich aufgelöst zu haben. Obwohl das Konsumklima laut Umfrage der Universität Michigan in den Jahren 2022 bis 2024 auf einem niedrigen Niveau verharrte, legte der reale private Konsum weiterhin zu. Gerade im April 2025 – nach der Ankündigung weitreichender US-Zölle – war ein Rückgang der Stimmung zu beobachten. Dennoch stiegen die Konsumausgaben real um 0,1 % gegenüber dem Vormonat. Dies deutet darauf hin, dass Verbraucher ihr Verhalten nicht mehr in dem Maße von ihrer subjektiven Wahrnehmung leiten lassen wie früher.
Mögliche Ursachen für die Entkopplung:
Ein Grund für diese Entwicklung könnte die wachsende politische Polarisierung in den USA sein. Viele Bürger äußern in Umfragen zunehmende Skepsis gegenüber der wirtschaftlichen Entwicklung, unabhängig von ihrer tatsächlichen finanziellen Situation. Während sich die University of Michigan in ihren Fragen stark auf reale und erwartete Kaufkraft fokussiert, berücksichtigt der ebenfalls häufig zitierte Confidence Index des Conference Board auch nominale Einkommensveränderungen – was in Zeiten hoher Inflation das Bild verzerren kann. Die Umstellung der Michigan-Umfrage von Telefon- auf Online-Befragung wurde zwar im Juli 2024 abgeschlossen, kann aber zeitlich nicht die Ursache für den Bruch im statistischen Zusammenhang sein.
Einfluss der Zollpolitik auf Konsumausgaben:
Die kürzlich eingeführten „reziproken“ Zölle durch die US-Regierung erzeugen Unsicherheit hinsichtlich der Preisentwicklung. Zwar blieb die Kerninflation im April mit 0,1 % gegenüber dem Vormonat moderat, jedoch ist mittelfristig mit steigenden Preisen für importierte Güter zu rechnen. Diese Entwicklung könnte sich dämpfend auf die reale Kaufkraft und damit auf das Konsumwachstum auswirken. Dennoch rechnen Volkswirte für das Gesamtjahr 2025 mit einem realen Konsumwachstum von etwa 1 % (annualisiert) – eine deutlich optimistischere Prognose, als es die Stimmungserhebungen vermuten lassen würden.
Rechtliche Unsicherheit verschärft das Bild:
Ein Gerichtsurteil des US Court of International Trade hat kürzlich die rechtliche Grundlage für die neuen Zölle infrage gestellt. Die Berufung der Regierung läuft zwar, doch der vorläufige Stopp erhöht die Unsicherheit über Umfang und Dauer der Zollmaßnahmen. Damit bleibt auch unklar, wie stark die Auswirkungen auf Verbraucherpreise und das Konsumverhalten letztlich ausfallen werden.
Fazit:
Das Verhalten der US-Verbraucher weicht zunehmend von ihren geäußerten Erwartungen ab. Während die Stimmung durch politische Maßnahmen wie Zölle belastet wird, zeigen sich die Konsumausgaben bislang robust. Für eine fundierte Einschätzung der Wirtschaftsentwicklung ist es daher unerlässlich, auf konkrete Daten zu achten – nicht allein auf das Stimmungsbild.
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