Neue Zölle bringen weitreichende globale Folgen
Mit der Einführung umfangreicher Zölle durch die Vereinigten Staaten im Frühjahr 2025 eskaliert die Handelspolitik unter Präsident Donald Trump in eine neue Phase. Die Maßnahmen betreffen nahezu alle Handelspartner und führen zu massiven Verwerfungen im internationalen Handelssystem. Eine aktuelle Studie zeigt: Selbst wenn einige Maßnahmen temporär ausgesetzt bleiben, sind die zu erwartenden Handelsrückgänge und Wohlfahrtsverluste erheblich – insbesondere für die USA selbst. Noch gravierender ist die langfristige Umstrukturierung globaler Lieferketten hin zu weniger effizienten und schwerer nachvollziehbaren Strukturen.
Ein Überblick über die neuen Maßnahmen
Bereits im Februar und März 2025 hatte die US-Regierung Importzölle auf Stahl, Aluminium und Automobile aus Kanada, Mexiko und China erhöht. Am 2. April folgte dann eine breit angelegte Zollerhöhung („reciprocal tariffs“) gegenüber nahezu allen Handelspartnern. Statt auf tatsächliche Asymmetrien in Zollstrukturen zu reagieren, orientierte sich die Maßnahme an bilateralen Handelsdefiziten der USA. Die Erhöhung lag in allen Fällen bei mindestens zehn Prozentpunkten – deutlich mehr als erwartet.
Zwar wurden einige der Zölle im Rahmen eines 90-tägigen Aufschubs teilweise ausgesetzt, jedoch blieb ein pauschaler Aufschlag von zehn Prozentpunkten in Kraft. Für sensible Produkte wie Pharmazeutika, Halbleiter und bestimmte Elektronikkomponenten gelten vorläufig Ausnahmen. Dennoch wurden sektorspezifische Maßnahmen bereits angekündigt und dürften in den kommenden Monaten greifen.
Auswirkungen auf globale Handelsströme und Lieferketten
Die Modellierung der neuen Zollstruktur basiert auf einem umfassenden Vergleich der effektiven Zollniveaus vor und nach Trumps zweiter Amtszeit. Dabei zeigt sich, dass die Maßnahmen weit über das hinausgehen, was für eine tatsächliche „Reziprozität“ erforderlich wäre. Besonders stark betroffen sind Exportnationen in Südostasien wie Vietnam, Indonesien und Malaysia. Für die EU würde sich der effektive durchschnittliche US-Zollsatz auf rund 17 % erhöhen – ausgehend von weniger als 2 % vor 2025. Im bilateralen Handel zwischen den USA und China liegt die Zollbelastung inzwischen bei 125 %.
Auf Basis dieser Ausgangslage wurden drei Szenarien simuliert:
- Status quo – bisher umgesetzte Maßnahmen plus Teilreaktionen Chinas und Kanadas
- Volle Umsetzung – inklusive der bislang ausgesetzten Zölle und Erweiterung auf Pharma & Elektronik
- Volle Umsetzung mit Reaktion – zusätzlich spiegelbildliche Gegenmaßnahmen betroffener Handelspartner
Globale Wohlfahrtsverluste: Besonders stark in den USA
Die Simulation zeigt, dass die neuen Zölle in allen Szenarien signifikante Wohlfahrtsverluste verursachen. Für die USA liegt der Rückgang bei rund 2 % im „Status quo“ und verdoppelt sich auf knapp 4 % im Fall wechselseitiger Eskalation. In China betragen die Verluste etwa 1,5 %, während die Eurozone relativ glimpflich davonkommt (unter 1 %). Weltweit ergibt sich ein Wohlfahrtsverlust von rund 2 % bei vollständiger Eskalation – ein Wert, der selbst im historischen Kontext außergewöhnlich hoch ist.
In der US-Wirtschaft steigt zwar die rein binnenwirtschaftliche Produktion leicht – insbesondere in Bereichen, die nicht vom internationalen Handel abhängig sind. Doch dieser Anstieg reicht bei Weitem nicht aus, um den Rückgang der global integrierten Produktion zu kompensieren. Besonders deutlich zeigt sich der Rückgang in sektorenübergreifenden Wertschöpfungsketten (GVCs), etwa bei Elektronik oder Fahrzeugtechnik.
Rückgang im globalen Handel und Umverteilung der Handelsströme
Je nach Szenario schrumpft der Welthandel um 5,5 % bis 8,5 % gegenüber dem Vorkrisenniveau. Besonders stark betroffen ist der Handel über globale Lieferketten – dieser sinkt im Schnitt um zwei Prozentpunkte stärker als der direkte bilaterale Handel. In der Automobil- und Elektronikbranche betragen die Rückgänge teils über 15 %.
Der US-Import chinesischer Waren bricht fast vollständig ein – mit einem Rückgang von 90 % auf nur noch 2 Mrd. US-Dollar. Auch Importe aus Mexiko und Kanada sinken spürbar, während britische Exporte in die USA leicht zulegen. Gleichzeitig werden chinesische Exporte verstärkt in andere Regionen umgeleitet – etwa in die Eurozone, nach Kanada, Mexiko und Lateinamerika.
Besonders auffällig: Während der direkte Export chinesischer Wertschöpfung in die USA fast vollständig versiegt, bleibt der indirekte Export erstaunlich stabil – von 124 Mrd. US-Dollar vor der Krise auf 84 Mrd. nach Umsetzung der Maßnahmen. Der Großteil dieser Umleitung erfolgt über Mexiko, Korea und Vietnam. Eine Verschärfung der Ursprungsregeln („rules of origin“) könnte diesen Trend eindämmen, würde aber auch den Verwaltungsaufwand und die Komplexität der Handelsabwicklung erheblich steigern.
Fazit
Die neuen US-Zölle unter Präsident Trump führen zu spürbaren globalen Wohlstandsverlusten, einem massiven Rückgang des Welthandels und einer Neuausrichtung globaler Produktionsnetzwerke. Selbst im optimistischsten Szenario bleibt der Schaden beträchtlich – insbesondere für die USA selbst. Noch gravierender ist jedoch die langfristige Folge: Ein Rückzug aus international integrierten Lieferketten zugunsten weniger effizienter, fragmentierter und schwer kontrollierbarer Handelsstrukturen. Die globalen Folgen dieser Politik dürften damit noch über Jahre hinaus spürbar bleiben.
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