Trotz der umfangreichen Zollankündigungen durch US-Präsident Donald Trump am 2. April, die eigentlich als preistreibend gelten, haben die Finanzmärkte in den letzten Tagen überraschend stark auf Rezessionsängste reagiert. Sowohl inflationsindexierte US-Staatsanleihen als auch Swaps zur Inflationsabsicherung verzeichneten deutliche Rückgänge – ein Hinweis darauf, dass Anleger kurzfristig nicht mit einem Inflationsschub rechnen.
Nominalrenditen fallen – trotz eigentlich inflationärer Politik
Entgegen der Erwartung vieler Ökonomen ist es nach der Bekanntgabe der Zölle nicht zu einem Anstieg inflationsbezogener Renditen gekommen, sondern zu einem Rückgang. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel seit Trumps Amtseinführung um 26 Basispunkte. Besonders auffällig: Allein 21 Basispunkte entfielen auf inflationsgeschützte Anleihen.
Diese Entwicklung lässt sich nur schwer allein mit der Inflationsprognose erklären. Ein zentraler Faktor scheint der Ölpreis zu sein. Seit dem 2. April ist der Ölpreis deutlich gefallen – unter anderem aufgrund von Angebotsausweitungen durch OPEC+ und der Erwartung schwächerer globaler Nachfrage infolge der Handelskonflikte. Damit sinken auch die Erwartungen an die zukünftige Inflation.
Märkte rechnen aktuell nicht mit Stagflation
Trotz des aktuellen Rückgangs der Renditen sehen Analysten das aktuelle Szenario nicht als klassische Stagflation. Vielmehr geht der Markt von einer Wachstumsverlangsamung aus – aber nicht von einer ausgewachsenen Rezession. Auch eine anhaltende Deflation wird nicht erwartet.
Die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession ist laut aktuellen Prognosen jedoch spürbar gestiegen: Der Markt preist derzeit eine 60-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in diesem Jahr ein – zu Jahresbeginn lag diese noch bei 20 Prozent.
Renditen unter 4 % erscheinen übertrieben – Umschichtungen denkbar
Angesichts der aktuellen Datenlage halten Marktbeobachter zehnjährige US-Renditen unter 4 % für nicht nachhaltig. Sollte es tatsächlich nicht zu einem Einbruch an den Aktienmärkten oder einem weiteren Ölpreisverfall kommen, dürften die Renditen wieder steigen.
Zudem hat die US-Regierung signalisiert, dass die angekündigten Zölle nicht dauerhaft in der aktuellen Höhe gelten sollen. Für die meisten Handelspartner (außer China) gilt ein vorübergehender Satz von 10 % für 90 Tage. Diese Deckelung legt nahe, dass eine moderatere Entwicklung möglich ist – mit weniger Rezessionsgefahr, aber anhaltendem Inflationsrisiko.
Fazit
Aktuell spiegeln die Märkte vor allem die Angst vor einem Konjunktureinbruch wider – nicht vor einer Preisexplosion. Doch sobald sich die Rezessionssorgen abschwächen, die Ölpreise drehen und eine Einigung im Zollkonflikt absehbar wird, dürfte das Thema Inflation wieder stärker in den Fokus rücken. In diesem Umfeld sehen Analysten die aktuellen Tiefstände bei US-Renditen als mögliche Einstiegschance für Anleger mit kürzerer Duration.
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