Warum der hohe Sparanteil das Wachstum in der Eurozone bremst

Warum der hohe Sparanteil das Wachstum in der Eurozone bremst

Aktuelle Entwicklung der Sparquote in der Eurozone

Die Erholung der Eurozone ist ins Stocken geraten, da der private Konsum schwach bleibt. Die Sparquote der Haushalte stieg im ersten Quartal 2024 auf 15,4 %, fast 3 Prozentpunkte über dem Durchschnitt vor der Pandemie. Dieser Anstieg bremst das Wachstum des privaten Konsums erheblich, der für die wirtschaftliche Erholung entscheidend ist.


Gründe für den Anstieg der Sparquote

Verschiedene Faktoren beeinflussen die Sparquote in der Eurozone. Eine zentrale Rolle spielt das Bruttoverfügbare Einkommen (BVE), das sich aus mehreren Komponenten zusammensetzt:

  • Löhne und Gehälter
  • Selbstständigeinkommen und Betriebsüberschüsse
  • Vermögenseinkommen
  • Steuern und Sozialtransfers

Das BVE stieg nach den Schocks durch die COVID-19-Pandemie und die Energiekrise stark an. Interessanterweise trugen besonders Betriebsüberschüsse und Vermögenseinkommen überdurchschnittlich zum Anstieg des BVE bei. Dennoch hat sich diese Steigerung nicht in einer entsprechenden Konsumzunahme niedergeschlagen.


Verzerrungen in der Buchhaltung

Ein wichtiger Grund für diese Diskrepanz liegt in buchhalterischen Verzerrungen. Zum Beispiel hat die Inflation im Mietsektor die sogenannten „imputierten Mieten“ deutlich erhöht. Diese fiktiven Einnahmen aus selbstgenutztem Wohneigentum erhöhen zwar den Betriebsüberschuss, führen jedoch nicht zu mehr verfügbarem Einkommen für Konsumzwecke.

Ähnlich beeinflusst das Finanzsystem die Buchhaltung von Zinsen auf Einlagen und Kredite. In Zeiten stark schwankender Zinssätze passt sich die Verzinsung von Haushaltsguthaben langsamer an, was zu einer künstlichen Aufblähung der Vermögenseinkommen führt, ohne dass tatsächlich mehr Geld für den Konsum zur Verfügung steht.


Prognose: Was bedeutet das für die Zukunft?

Analysten gehen davon aus, dass die Sparquote in der Eurozone allmählich sinken wird, jedoch wahrscheinlich über dem Vorkrisenniveau bleibt. Die Unsicherheit der wirtschaftlichen Lage und die fortlaufenden Verzerrungen in der Buchhaltung lassen keine schnelle Verbesserung erwarten. Zudem dürften die über die Pandemie angesammelten Überschussersparnisse nicht zu einem massiven Konsumaufschwung führen, da sie überwiegend von wohlhabenderen Haushalten gehalten werden, die traditionell eine geringere Konsumneigung haben.

Sollten die verzerrenden Faktoren in den kommenden Jahren abnehmen, könnte die Sparquote zwar sinken, doch dies wird voraussichtlich nicht direkt zu einer spürbaren Beschleunigung des Wirtschaftswachstums führen.


Fazit

Die hohe Sparquote bleibt ein Hindernis für das Wachstum der Eurozone, und eine schnelle Verbesserung ist aufgrund verschiedener Faktoren unwahrscheinlich. Langfristige Effekte wie die schrittweise Korrektur von Buchhaltungsfehlern und die langsame Anpassung des Verbraucherverhaltens werden maßgeblich bestimmen, wie sich der private Konsum entwickelt.

— Haftungsausschluss —

Bitte beachte, dass die Informationen auf dieser Website nur zu Informationszwecken dienen und nicht als Anlageberatung betrachtet werden sollten. Wir sind keine lizenzierten Anlageberater, und die auf dieser Website vereffentlichten Informationen stellen keine finanzielle, rechtliche oder steuerliche Beratung dar.

Alle Informationen, Analysen, Meinungen, Kommentare und Empfehlungen auf dieser Website spiegeln unsere personlichen Ansichten wider und sollten nicht als Ratschlag fur deine Handelsentscheidungen betrachtet werden. Du bist allein verantwortlich kir deine Anlageentscheidungen und solltest dich vor jeder Anlageentscheidung mit einem qualifizierten Finanzberater in Verbindung setzen.

Der Handel mit Aktien und anderen Finanzinstrumenten birgt Risiken, und du solltest deine Risikobereitschaft sorgfaltig abwagen, bevor du eine Anlage tatigst. Die vergangene Performance von Wertpapieren garantiert keine zukUnftigen Ergebnisse.