Die Erleichterung über die zeitliche Verschiebung der US-Zölle könnte nur von kurzer Dauer sein. In der kommenden Woche richten sich die Blicke der Märkte auf den nächsten Zinsschritt der EZB, auf frische Daten aus China sowie auf die Entwicklung der Konsumnachfrage in den USA.
1. EZB dürfte nächste Zinssenkung beschließen
Die Zeichen verdichten sich, dass die Europäische Zentralbank auf ihrer Sitzung in der kommenden Woche den Einlagenzins um 25 Basispunkte senken wird. Die jüngsten US-Zölle, die damit einhergehende geopolitische Unsicherheit und verschärfte Finanzierungsbedingungen verschieben das Risiko für das Wirtschaftswachstum in der Eurozone klar nach unten.
Trotz expansiver Fiskalimpulse in Deutschland und auf EU-Ebene überwiegen derzeit die Belastungen – auch die Energiepreise stehen unter Druck. Der Euro hat sich im Vergleich zum US-Dollar bemerkenswert robust gezeigt, was ebenfalls deflationär wirkt. Wir rechnen daher mit weiteren Zinssenkungen im Juni und September und erwarten, dass der Einlagensatz bei 1,75 % seinen Tiefpunkt erreicht.
2. Chinas Wachstum dürfte sich abschwächen
Chinas Wirtschaft hat sich im ersten Quartal 2025 voraussichtlich auf 5,0 % (nach 5,4 % im Vorquartal) abgeschwächt. Während der Großteil der Zolleskalation erst Anfang April einsetzte, sind die Auswirkungen auf die externe Nachfrage – Chinas zentraler Wachstumstreiber – bereits spürbar.
Unsere aktualisierte Prognose sieht für das Gesamtjahr 2025 nur noch ein Wachstum von 4,0 % (zuvor 4,5 %), für 2026 lediglich 3,8 %. Die Handelsgespräche zwischen Peking und Washington dürften sich als schwierig erweisen – aktuell belaufen sich die US-Zölle auf chinesische Waren auf massive 125 %.
3. Nuklearverhandlungen zwischen USA und Iran könnten Ölpreise bewegen
Am morgigen Sonntag treffen sich Vertreter der USA und Irans in Oman, um über eine mögliche Rückkehr zum Atomabkommen zu sprechen. Iran befindet sich wirtschaftlich in einer schwachen Position, hat jedoch beim Ausbau seines Atomprogramms seit 2015 deutlich Fortschritte gemacht.
Sollte es zu Fortschritten kommen, könnten die Ölpreise erneut fallen – zumal der Markt auf eine Lockerung der Sanktionen hoffen würde. Ein Scheitern der Gespräche hingegen – verbunden mit einer „Maximaldruck“-Strategie der Trump-Regierung – würde das geopolitische Risiko im Nahen Osten erhöhen und die Energiepreise wieder antreiben.
4. US-Einzelhandelsdaten als Stimmungsindikator
Am Mittwoch stehen neue Einzelhandelszahlen aus den USA an. Nach einem schwachen Jahresauftakt erwarten wir für März ein Plus von 1,0 % gegenüber dem Vormonat. Starker Treiber dürfte der Automobilsektor gewesen sein, der laut Wards Intelligence um satte 11 % zulegte.
Diese Entwicklung dürfte sowohl auf Nachholeffekte nach wetterbedingter Schwäche als auch auf Vorziehkäufe angesichts der neuen Autozölle zurückzuführen sein. Exklusive Fahrzeuge erwarten wir ein moderateres Plus von etwa 0,3 %. Die ebenfalls am Mittwoch anstehenden Daten zur Industrieproduktion dürften stagnieren, da ein Rückgang bei Versorgern den Anstieg in der Fertigung neutralisiert.
5. Berichtssaison: Der Druck auf die Gewinne nimmt zu
Mit den Zahlen der Großbanken beginnt die Berichtssaison für das erste Quartal 2025. Der Fokus liegt klar auf dem Ausblick, insbesondere auf die Auswirkungen der neuen Zollpolitik. 87 % der Unternehmen im S&P 500 werden bis zum 9. Mai berichten.
Nach einem Gewinnplus von 13 % im Schlussquartal 2024 werden für das erste Quartal nur noch 5,8 % Wachstum erwartet – der niedrigste Wert seit dem dritten Quartal 2023. Für die Folgequartale rechnen wir mit spürbaren Gewinnrückgängen, insbesondere bei exportorientierten Firmen.
Die Märkte preisen eine Rezession zunehmend ein, auch wenn wir dieses Szenario aktuell nicht erwarten. Im historischen Vergleich lagen die durchschnittlichen Gewinnrückgänge während US-Rezessionen bei rund 13 %. Angesichts der bereits starken Kursverluste – der S&P 500 liegt 10 % im Minus – sehen wir aktuell keine weitere starke Abwärtsdynamik, sondern Potenzial für Stabilisierung.
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